50 Jahre Uniklinikum: Empathische Spezialisten in der Pflege

50 Jahre Uniklinikum: Empathische Spezialisten in der Pflege

Betten beziehen, Bettpfannen leeren, Verband wechseln, Essen geben - so einfach ist es schon lange nicht mehr. Früher musste man in der Pflege sein Handwerkszeug beherrschen - heute muss die Pflegekraft neben dem Handwerkszeug auch sehr viel medizinisches und technisches Spezialwissen mitbringen.

Die Pflege ist wesentlich komplexer geworden“, bestätigt Johann Heindl-Mack, Stationsleiter der größten Intensivstation im Klinikum rechts der Isar. Er ist seit 1984 dabei und hat also einen guten Überblick über die Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Eine große Herausforderung ist es etwa, dass die Patienten immer älter werden und bei ihrer Einweisung ins Krankenhaus neben der akuten Problematik auch viele Begleiterkrankungen mitbringen. „Dazu gehören zum Beispiel Orientierungslosigkeit oder Demenz“, beschreibt Heindl-Mack. Damit richtig umzugehen und gleichzeitig die Versorgung der akuten Erkrankung zu leisten, verlangt viel Einsatz und Empathie.

Die Pflegekräfte sind in der Regel die Ansprechpartner Nummer eins für die Angehörigen. Ob Beatmung, Wundversorgung oder postoperative Überwachung – die Aufgaben sind vielschichtig, fordernd und setzen voraus, dass die Fachkräfte lebenslang dazulernen. So bietet Heindl-Mack seinen neuen Mitarbeiter nach etwa einem halben Jahr Einarbeitung auf der Intensivstation einen extra Beatmungstag. „Ich unterweise sie dann nochmal einen Tag lang an unserem Test-Beatmungsgerät.“

Johann Heindl-Mack, Stationsleiter einer Intensivstation am Klinikum rechts der Isar.

Johann Heindl-Mack, Stationsleiter einer Intensivstation am Klinikum rechts der Isar.

Pflegedirektor Robert Jeske kennt die Herausforderungen sehr gut, auch er startete seine Karriere als Krankenpfleger. „Wir brauchen immer mehr Spezialisten und die Akademisierung der pflegerischen Berufe schreitet immer weiter fort.“ Jeske begrüßt diese Entwicklung, da sie der Entwicklung der Pflege gerecht wird. „Wir gehen weg vom reinen Erfahrungswissen hin zu evidenzbasierter Pflege“, meint er und erklärt: „Früher hat man einen Dekubitus immer geeist und geföhnt, weil man das halt so macht – aber nicht immer ist das die richtige Vorgehensweise. Oder man rieb jedem Patienten den Rücken mit Franzbranntwein ein.“ Die Schwestern und Pfleger handelten intuitiv und hielten sich dabei an Rituale. Die Spezialisten von heute pflegen nach den neusten Standards der Wissenschaft und müssen immer bereit sein, ihre Arbeit den neusten Erkenntnissen anzupassen.

Auch die Forschung spielt mit

Dass die Wissenschaft schon längst Einzug in die Pflege gehalten hat, zeigen beispielsweise auch die zwei Pilotstationen, auf denen die Pflege, die Psychiatrie und die Anästhesie gemeinsam eine Verbesserung des DelirManagements anstreben: „Für die akute Verwirrtheit nach dem Erwachen aus der Narkose gibt es viele Auslöser und Risikofaktoren“, erläutert Jeske. „Wir wissen heute sehr viel besser, wodurch dieser Zustand ausgelöst wird, nun suchen wir nach Wegen, ihn zu vermeiden.“

Andere Erkenntnisse, die sich in der modernen Pflege mittlerweile etabliert haben, werden im Rechts der Isar schon seit langer Zeit angewandt: „Vergangenes Jahr hat eine Studie Daten geliefert, die zeigen, dass eine frühe Mobilisation von frisch operierten Patienten dazu beiträgt, dass sie früher die Intensivstation verlassen können, kürzer beatmet werden müssen und auch weniger verwirrt sind“, erläutert Stationsleiter Johann Heindl-Mack. „Wir machen das schon seit Jahren so, weil wir gemerkt haben, wie sehr die Frühmobilisation den Genesungsprozess fördert.“

Fachweiterbildungen, wie zum Beispiel die OP- oder Anästhesiepflege oder auch die Pflege in der Onkologie oder der Psychiatrie helfen, Spezialisten im Einsatz zu haben. „Die Dichte an gut weitergebildeten Leuten ist eine Spezialität der Uniklinik“, erklärt Robert Jeske. Heute sind Fachkarrieren nicht nur möglich, sondern erstrebenswert.

Fachkräfte gesucht

Der Fachkräftemangel ist allerdings nicht wegzudiskutieren und wird natürlich auch am Rechts der Isar bemerkt, „auch wenn wir im Vergleich sehr gut da stehen“, so Jeske. Dafür lassen sich die Verantwortlichen aber auch allerhand einfallen: Um neue Mitarbeiter ins Haus zu holen, strecken sie auch ihre Fühler unter anderem ins europäische Ausland aus und werben in Italien, Spanien oder auch anderen Ländern aktiv um Mitarbeiter. „Wir haben hier am Rechts der Isar extra eine Deutschlehrerin, die den neuen Mitarbeitern hilft, möglichst schnell die notwendigen Sprachkenntnisse zu erwerben“, berichtet Jeske. Und für Heindl-Mack bringen die „Neuen“ neben der Arbeitsentlastung auch frischen Wind mit: „Es gibt neben den kulturellen Unterschieden durchaus auch pflegerische. Für uns alle ist dieser Austausch sehr befruchtend.“ 

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