30 Jahre Nierentransplantation am Klinikum rechts der Isar

30 Jahre Nierentransplantation am Klinikum rechts der Isar

Bis heute erhielten über 2.000 Menschen eine gesunde Niere

Vor 30 Jahren haben Ärzte am Klinikum rechts der Isar der TU München erstmalig eine Niere transplantiert. Seitdem erhielten 2.013 Menschen im Transplantationszentrum ein neues Organ und damit ein neues Leben. 354 dieser Patienten wurde eine Niere eines lebenden Spenders übertragen. Bei einem Patiententag feierten Transplantierte zusammen mit Patientinnen und Patienten, die noch auf ein Spenderorgan warten, und Ärzten das Jubiläum. Über 200 Organspender und -empfänger mit Angehörigen waren angereist, zum Teil auch aus dem Ausland.

Die Geschichte der Nierentransplantation am Klinikum rechts der Isar begann am 19. April 1985: Damals transplantierten Chirurgen und Nierenspezialisten unter Leitung von Prof. Manfred Hölscher erstmalig eine Spenderniere an einen Patienten, der unter einer polyzystischen Nierenerkrankung litt. Diese genetisch bedingte Krankheit führt zu chronischem Nierenversagen. Bereits ein Jahr später, im Jahr 1986 transplantierten die Ärzte eine Niere an ein Kleinkind. Inzwischen konnten 93 Kinder mit einem neuen Organ versorgt werden. Ein weiterer Meilenstein war im Jahr 1987 die erste erfolgreiche Nierentransplantation nach einer Lebendspende am Klinikum ̶ eine Mutter hatte ihrem Sohn eine Niere gespendet. Beide leben heute im Ausland und erfreuen sich bester Gesundheit.

Seit dem Start in den 80er-Jahren hat sich die Transplantationsmedizin weiterentwickelt. Nicht nur die Operationstechniken wurden verbessert, auch die Behandlung der transplantierten Patienten mit Medikamenten zur Unterdrückung des Immunsystems ist heute weniger belastend. Seit einigen Jahren müssen die Blutgruppen des Spenders und des Empfängers nicht mehr zwingend übereinstimmen: 2007 wurde am Klinikum die bayernweit erste Nierentransplantation durchgeführt, bei der Spender und Empfänger unterschiedliche Blutgruppen hatten. Auch die Bedeutung der Lebendspende hat zugenommen: Heute beruht etwa ein Drittel der Nierentransplantationen am Klinikum rechts der Isar auf der Spende einer lebenden Person, meist eines Verwandten des Empfängers.

Neue Herausforderungen für die Ärzte

Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben dazu beigetragen, dass die Zahl der „Langzeittransplantierten“ steigt, also der Patienten, die schon viele Jahre mit einem fremden Organ leben. Außerdem werden sowohl Spender als auch Empfänger immer älter. Für die Mediziner ergeben sich daraus neue Herausforderungen: Sie betreuen heute Patienten auf der Warteliste, die bereits immunsupprimierende Medikamente schlucken. Dabei handelt es sich etwa um Menschen, bei denen nach Jahren die transplantierte Niere nicht mehr arbeitet, und die deshalb erneut ein Spenderorgan brauchen. Außerdem müssen bei älteren Spendern erweiterte Kriterien anstelle der strengen Standardkriterien zugrunde gelegt werden.

Derzeit stehen viel mehr Patienten auf der Warteliste, als Spenderorgane vorhanden sind. Daher betreuen die Ärzte am Transplantationszentrum des Klinikums rechts der Isar die Patienten langfristig. In regelmäßigen Terminen werden sie rundum durchgecheckt und auf die Transplantation vorbereitet. Wenn der Anruf der Organisation Eurotransplant kommt, dass eine passende Spenderniere zur Verfügung steht, muss es schnell gehen. Der Patient erhält einen Anruf und muss sofort ins Klinikum kommen.

Prof. Stefan Thorban, der für die Nierentransplantation verantwortliche Oberarzt der Klinik für Chirurgie, ist das gute Verhältnis zu den Patienten wichtig: „Wir danken allen unseren Patienten  ̶  den transplantierten und denen auf der Warteliste  ̶  für das Vertrauen, dass sie uns entgegenbringen. Wir freuen uns, dass wir dieses Jubiläum mit einer so großen Zahl an Patienten feiern können, die seit vielen Jahren mit einem gespendeten Organ leben. Natürlich bemühen wir uns ständig um weitere Verbesserungen für unsere Patienten. Denn auch wenn wir jede einzelne Transplantation mit maximaler medizinischer Sorgfalt durchführen, gibt es keine Garantie für den Erfolg einer Transplantation.“

Prof. Lutz Renders, als Oberarzt der Abteilung für Nephrologie für die Nierentransplantation verantwortlich, betont, wie wichtig einerseits die interdisziplinäre Zusammenarbeit und andererseits die Kooperation mit niedergelassenen Nephrologen ist: „Wir bedanken uns bei allen, die mit uns im Transplantationszentrum zusammenarbeiten. Neben den Nephrologen, Chirurgen und Anästhesisten sind es vor allem die niedergelassenen Kollegen, die eng in die Versorgung der Patienten eingebunden sind.“

Professor Hölscher, der die erste Nierentransplantation am Klinikum durchgeführt hat, ist vor ein paar Jahren auf die andere Seite des OP-Tischs gewechselt: 2011 spendete er seiner Lebensgefährtin eine Niere. Beim Patiententag sprach er über die Anfänge der Nierentransplantation am Klinikum rechts der Isar und über seine persönlichen Erfahrungen als Spender.

Back to top