Neue Forschungsergebnisse lassen hoffen: Frühtherapie verlangsamt Alzheimer-Erkrankung

Neue Forschungsergebnisse lassen hoffen: Frühtherapie verlangsamt Alzheimer-Erkrankung

Menschen mit leichter Vergesslichkeit für weitere Studien gesucht

Forscher des Zentrums für kognitive Störungen und Rehabilitation der Klinik für Psychiatrie am Klinikum rechts der Isar konnten in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit mehreren Einrichtungen nachweisen, dass das Fortschreiten der Alzheimer-Erkrankung durch eine Behandlung mit Antikörpern verlangsamt werden kann. Die Therapie nützt vor allem Menschen, die an der Alzheimer-Krankheit im Frühstadium, gekennzeichnet durch leichte Vergesslichkeit, leiden und in deren Gehirn Amyloid-Plaques nachweisbar sind. Diese Eiweißverklumpungen sind eines der Hauptmerkmale der Alzheimer-Erkrankung.
Die Alzheimer-Experten am Klinikum rechts der Isar suchen Teilnehmer für weitere Studien.

In Deutschland leiden etwa 1,5 Millionen Menschen an der Alzheimer-Erkrankung im Spätstadium, sie sind dement und auf Hilfe angewiesen. Die Erkrankung verläuft in mehreren Phasen: In den ersten zehn bis 15 Jahren merken die Betroffenen nichts von der Krankheit, in den folgenden fünf bis zehn Jahren erleben sie zunehmende kognitive Einschränkungen, sind also vergesslich, kommen jedoch im Alltag gut zurecht. Erst danach entwickelt sich die Demenz, die die Patienten hilfsbedürftig macht.

Bisher gibt es keine Behandlungsmöglichkeit, um die Alzheimer-Erkrankung zu stoppen. Beschwerdelindernde Medikamente, so genannte Antidementiva können das Fortschreiten nur kurz aufhalten, aber nicht dauerhaft verlangsamen. Seit einigen Jahren verfolgen Wissenschaftler die Amyloid-Theorie. Demnach wird der Ablagerung von Eiweißen im Gehirn, dem Amyloid, eine frühe und ursächliche Bedeutung in der Entwicklung der Alzheimer-Krankheit beigemessen. Amyloide verklumpen zu Plaques, die die Synapsen verkleben und schließlich die Nervenzellen absterben lassen.

Eine Forschergruppe um Privatdozent Dr. Timo Grimmer vom Zentrum für kognitive Störungen und Rehabilitation der Klinik für Psychiatrie des Klinikums rechts der Isar war an mehreren Studien beteiligt, in denen untersucht wurde, wie das menschliche Gehirn sich gegen Amyloid immunisieren lässt. Dafür erhielten 2000 Personen mit leichter Alzheimer-Krankheit regelmäßig spezifische Antikörper, die Amyloid angreifen, verabreicht.

Die Studien sind abgeschlossen und die Ergebnisse werden nach der Überprüfung durch eine unabhängige Forschergruppe in einer Fachzeitschrift veröffentlicht. Die Resultate lassen hoffen: „Durch die Antikörper verlangsamte sich das Fortschreiten der Erkrankung um etwa 30 Prozent gegenüber der Placebo-Gruppe“, erklärt PD Dr. Timo Grimmer. „Damit haben wir eine Schlüsselstelle entdeckt, um den Krankheitsverlauf zu beeinflussen. Eine frühe Therapie könnte die Entwicklung so verzögern, dass die Patienten das Spätstadium mit der gefürchteten Demenz nicht mehr erleben.“

Erst seit knapp zehn Jahren haben Mediziner die Möglichkeit, mit einer Positronen-Emissions-Tomografie-(PET)-Untersuchung Amyloidablage¬rungen im Gehirn darstellen. Vorher konnten sie nur nach dem Tod eines Patienten feststellen, ob und wie viel Amyloid sich in dessen Gehirn angesammelt hatte. Inzwischen ist bekannt, dass Menschen mit leichten kognitiven Einschränkungen, bei denen Amyloid nachweisbar ist, deutlich häufiger dement werden als ebenfalls vergessliche Personen ohne Amyloidablagerungen.

Bisher führen nur wenige spezialisierte Zentren wie das Klinikum rechts der Isar Amyloid-PET-Untersuchungen durch, die eine zuverlässige Frühdiagnostik ermöglichen.
Für die Frühtherapie sind weitere Langzeitstudien notwendig, um die langfristige Wirkung der Amyloid-Antikörper zu untersuchen. „Das Medikament ist sehr gut verträglich, Nebenwirkungen sind bisher nur wenige aufgetreten.“

Für weitere Studien suchen die Ärzte des Zentrums Menschen, die eine leichte Vergesslichkeit bei sich feststellen, aber ihren Alltag gut bewältigen. Nach ausführlichen Eingangsuntersuchungen, bei denen unter anderem im PET überprüft wird, ob Amyloid im Gehirn abgelagert ist, erhalten die Teilnehmer regelmäßig Antikörper, die die Amyloide bekämpfen.

Kontakt:
PD Dr. Timo Grimmer
Zentrum für kognitive Störungen und Rehabilitation
Tel. 089 4140-4262

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