Krebsforscher des Klinikums rechts der Isar ausgezeichnet

Krebsforscher des Klinikums rechts der Isar ausgezeichnet

Privatdozent Dr. Jens Siveke erhält Forschungspreis der Walter Schulz Stiftung

Der Forschungspreis der Walter Schulz Stiftung geht an Priv.-Doz. Dr. Jens T. Siveke vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. Dr. Siveke (40) ist Wissenschaftlicher Direktor des Roman-Herzog-Krebszentrums (RHCCC) und Oberarzt der II. Medizinischen Klinik (Direktor: Prof. Roland M. Schmid). Er erhält den Preis für seine Forschungs¬arbeiten zu Signalwegen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs. Der Forschungspreis ist mit 10.000 Euro dotiert.
Die Stiftung zeichnet seit 1995 herausragende Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der kliniknahen Krebsforschung aus.

Der wissenschaftliche Beirat der Stiftung zeichnete Siveke nach der Auswertung von 38 Bewerbungen für seine in der Fachzeitschrift Cancer Cell veröffentlichte Arbeit über die Tumorbiologie des Bauchspeichel¬drüsenkrebses (duktales Adenokarzinom des Pankreas, PDAC) mit Hilfe von Mausmodellen aus. Die Ergebnisse seiner Arbeitsgruppe geben entscheidende Hinweise, wie sich Pankreaskrebs entwickelt und warum nur wenige Patienten auf die gängigen Therapien ansprechen. Daraus leiten die Wissenschaftler Ideen ab, wie die Behandlung und Prävention der Erkrankung verbessert werden kann.
Bauchspeicheldrüsenkrebs hat eine der schlechtesten Prognosen aller Tumoren, die Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt nicht mehr als vier Prozent. Ursachen sind die späte Diagnose, die frühe Invasion und Metastasierung sowie der Mangel an effektiven Therapiestrategien wegen der ausgeprägten genetischen Heterogenität und dadurch bedingten Therapieresistenz.

Charakteristisch für das Pankreaskarzinom ist die Aktivierung des RAS-Signalwegs mit einer krebsbildenden Mutation des KRAS-Gens in über 90 Prozent der Fälle. Bislang ging man davon aus, dass eine Veränderung dieses Gens ausreicht, um einen Pankreastumor auszulösen. Siveke und Kollegen fanden jedoch heraus, dass mutiertes KRAS nicht nur den EGF-Rezeptor (EGFR) aktiviert, sondern dass dieser sowie der nachgeschaltete MEK/ERK-Signalweg essentiell an der Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs beteiligt sind. Die Wissenschaftler stellten darüber hinaus fest, dass die Hemmung von EGFR oder MEK/ERK die tumorfördernde Wirkung einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) bei vorhandener KRAS-Mutation komplett blockiert.
Die dritte genetische Komponente im Bunde, p53 sorgt dafür, dass Pankreaskrebs besonders schwer zu behandeln ist. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchungen war, dass eine Anti-EGFR-Strategie nur bei intaktem p53 erfolgreich war, wohingegen das Fehlen des Tumor-Unterdrückers p53 unabhängig von der Aktivität des EGFR zur Karzinomentwicklung führte. Der genetische Faktorp53 fehlt bei etwa 60 Prozent der Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Für die klinische Anwendung hat die Studie große Bedeutung: Patienten mit einem hohen Risiko für die Entwicklung eines Pankreaskarzinoms (z.B. mit erblich bedingter Pankreatitis) profitieren möglicherweise von einer gegen EGFR oder gegen MEK/ERK gerichteten Chemoprävention. Der EGFR-Hemmer Erlotinib wird bereits in der Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs eingesetzt – allerdings nur mit geringem Erfolg. Die Forscher vermuten, dass durch das genetische Fehlen von p53 bei einem Großteil der Betroffenen der Tumor auch ohne Zutun von EGFR entstehen und wachsen kann. Damit wäre der p53-Status ein potentieller Biomarker, der Auskunft über das Ansprechen einer gegen den EGFR gerichteten Therapie beim Bauchspeicheldrüsenkrebs geben kann.

Dr. Siveke schloss sein Medizinstudium an der Universität Hamburg mit einer Dissertation zu T-Helferzellen ab. Nach einem einjährigen Stipendium im New England Center, Tufts University in Boston, USA war er als Assistenzarzt und Gruppenleiter an der II. Medizinischen Klinik des Klinikums rechts der Isar tätig. Der Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologe habilitierte sich mit einer Arbeit zu „Funktionelle Signalwegs-Analyse in Pankreasentwicklung, Regeneration und Karzinogenese mittels genetisch veränderter Mausmodelle“. Seit 2009 ist er Oberarzt der II. Medizinischen Klinik und seit 2013 Wissenschaftlicher Direktor des Roman-Herzog-Krebszentrums (RHCCC) am Klinikum rechts der Isar. Siveke hat bereits zahlreiche Arbeiten in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht und erhielt mehrfach Auszeichnungen für seine Forschung.

Website der Walter Schulz Stiftung: www.walter-schulz-stiftung.de

BU: Dr. Jens Siveke, Oberarzt der II. Medizinischen Klinik und Wissenschaftlicher Direktor des Roman-Herzog-Krebszentrums am Klinikum rechts der Isar (Foto: M. Stobrawe, Klinikum rechts der Isar)
 

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