Nach Dialyse weniger Alzheimer-Eiweißstoffe im Blut

Nach Dialyse weniger Alzheimer-Eiweißstoffe im Blut

Beta-Amyloide sind Eiweißablagerungen, die eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Alzheimer-Erkrankung spielen. Neue Erkenntnisse von Forschern des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München belegen, dass diese Eiweiße im Blut durch eine Blutwäsche, die Hämodialyse, verringert werden.

Die Hämodialyse oder kurz Dialyse ist ein Blutwäscheverfahren, das insbesondere bei Menschen mit chronischen Nierenerkrankungen zum Einsatz kommt. Die Patienten benötigen mehrmals wöchentlich eine Dialysebehandlung, die die blutreinigende Funktion der Niere ersetzt. Die Studiengruppe um PD Dr. Timo Grimmer, Klinik für Psychiatrie, und Dr. Susanne Angermann, Abteilung für Nephrologie, des Klinikums rechts der Isar untersuchte chronische Dialysepatienten und konnte zeigen, dass durch Dialyse Beta-Amyloid aus dem Blutkreislauf entfernt werden kann. Die Studie erschien in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Journal of Alzheimer‘s Disease.

PD Dr. Timo Grimmer, einer der Initiatoren der Studie, erklärt: "Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache für Demenz. Bei den betroffenen Patienten findet man vermehrt Ablagerungen eines Eiweißstoffes, dem Beta-Amyloid, im Gehirn. Diese gehören zu den ersten Veränderungen, die sich bei der Alzheimer-Krankheit beobachten lassen. Sie werden als giftig angesehen und scheinen eine Reihe anderer krankhafter Veränderungen anzustoßen, an deren Ende die Beschwerden und damit die Demenz stehen." Behandlungsversuche mit Medikamenten für die Alzheimer-Erkrankung zielen darauf, die Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn zu verringern um den Krankheitsprozess zu verlangsamen. Bisherige Studien mussten allerdings wegen Nebenwirkungen abgebrochen werden oder zeigten keinen ausreichenden Erfolg.

In der aktuellen Studie zeigte sich erstmals ein Zusammenhang zwischen der Menge an Beta-Amyloid im Blut und der kognitiven Leistungsfähigkeit von Dialysepatienten. Zudem konnte durch eine Dialysebehandlung Beta-Amyloid erfolgreich aus dem Blut entfernt werden. Damit könnte die Dialyse prinzipiell eine Alternative zu einer medikamentösen Therapie gegen die Amyloid-Ablagerungen auch bei Patienten mit Alzheimer-Krankheit darstellen, natürlich mit allen Einschränkungen, die eine Blutwäsche mit sich bringt.

"Die Dialyse ist ein erprobtes und sicheres Verfahren. Mit jeder Sitzung wird das Beta-Amyloid um etwas mehr als 20 Prozent reduziert. Bei Dialysepatienten, die drei Mal pro Woche zur Behandlung kommen, können wir damit eine erhebliche Menge von Beta-Amyloid entfernen", so Dr. Susanne Angermann, Erstautorin der Studie. "Natürlich bedeutet das nicht, dass Alzheimer-Patienten nun regelmäßig dialysiert werden sollen wie nierenkranke Menschen. Aber diese Studie hat uns wichtige Einblicke in die Konzentrationen und die prinzipielle Entfernbarkeit des Beta-Amyloids bei der Blutwäsche geliefert. Dieses nicht-pharmakologische Verfahren könnte in der Zukunft eine wichtigere Rolle einnehmen. Noch wissen wir nicht, ob die Entfernung von Beta-Amyloid im Blut über eine Sogwirkung auch die Amyloidmenge im Gehirn senkt. Das wollen wir in zukünftigen Studien untersuchen".

DOI: 10.3233/JAD-150662

Kontakt:
Dr. Susanne Angermann
Tel.: 089 4140-5235
E-Mail: susanne.angermannatmri.tum.de (susanne.angermann(at)mri.tum.de)

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