Neue Behandlung für Prostatakrebs-Patienten mit Knochenmetastasen

Neue Behandlung für Prostatakrebs-Patienten mit Knochenmetastasen

Patienten mit Prostatakrebs, bei denen bereits Knochenmetastasen vorliegen, können auf ein neues Medikament mit gezielter Tumorwirkung hoffen. Betroffene können am Klinikum rechts der Isar an einer klinischen Studie mit dem Präparat Alpharadin teilnehmen, das in Vorstudien positive Effekte auf Knochenmetastasen und die Krebserkrankung erzielt hat.

Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland. Wird es frühzeitig entdeckt, lässt es sich oft sehr erfolgreich bekämpfen. Wenn es jedoch Metastasen gebildet hat, ist das Prostatakarzinom in der Behandlung deutlich anspruchsvoller und intensiver. Bei acht von zehn Männern mit metastasiertem Prostatakrebs finden sich Tochtergeschwulste in den Knochen. Haben sich die Krebszellen in den Knochen festgesetzt, schwindet die Knochenfestigkeit: Daraus resultieren Knochenschmerzen und ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche. Zur Standardbehandlung gehört in diesem Erkrankungsstadium die Hormontherapie, gefolgt von einer Chemotherapie. Weil aber die meisten Tumore eine Resistenz entwickeln können, werden viele Wirkstoffe mit der Zeit wirkungslos.

Die Urologische Klinik und die Klinik für Nuklearmedizin am Klinikum rechts der Isar können ab sofort eine neue Tumorbehandlung anbieten, die Knochenmetastasen gezielt angreift. Prof. Markus Schwaiger, Klinikdirektor der Klinik für Nuklearmedizin, erklärt: „Entscheidender Wirkstoff des Radiopharmazeutikums Alpharadin (Radium-223-Chlorid) ist der Alpha-Strahler Radium-223. Alpharadin verhält sich chemisch wie Kalzium und wird entsprechend bevorzugt in Knochen eingebaut, arbeitet also wie ein ‘Knochentumorsucher‘. Die Alpha-Strahlung ist hochenergetisch und damit hocheffektiv, hat aber nur eine sehr kurze Reichweite von weniger als einem Zehntelmillimeter.“

Prof. Klemens Scheidhauer, Leitender Oberarzt der Nuklearmedizin, berichtet: „Alpharadin wird per Spritze intravenös verabreicht und findet seinen Weg in die Knochenmetastasen innerhalb von wenigen Minuten. Dadurch werden andere Organe und Gewebe nur für kurze Zeit der Strahlung ausgesetzt, das Risiko von Nebenwirkungen ist daher gering. Die Behandlung wird in Abständen von vier Wochen bis zu sechsmal wiederholt.“

„Das Medikament wurde in einer großen internationalen Zulassungsstudie (ALSYMPCA-Studie) bei 922 Prostatakarzinom-Patienten mit Knochenmetastasen aus 19 Ländern untersucht. Knochenkomplikationen wie Schmerzen und Brüche konnten durch Alpharadin vermieden bzw. zeitlich deutlich verzögert werden. So konnte das Gesamtüberleben durch den Alphastrahler um 44 Prozent verbessert werden“, kommentiert Prof. Jürgen Gschwend, Direktor der Urologischen Klinik. „Diese Studienergebnisse legen nahe, dass Alpharadin für Prostatakrebs-Patienten mit Knochenmetastasen ein neuer Behandlungsstandard werden könnte“, erläutert Frau Prof. Margitta Retz, Oberärztin der Urologischen Klinik, „das Medikament steht kurz vor der Zulassung in Deutschland. Wir können Alpharadin bereits jetzt im Rahmen der einer klinischen Studie anbieten."

Voraussetzung für die Teilnahme an der Studie ist die bereits abgeschlossene Chemotherapie mit Docetaxel unter Fortführung einer kontinuierlichen Hormontherapie. Patienten mit Prostatakarzinom können sich auf der Homepage http://www.mriu.de/klin_studien informieren oder direkt Kontakt unter Tel. 089 4140-2944 aufnehmen.

 


Ein interdisziplinäres Team aus den Kliniken für Nuklearmedizin und Urologie betreut die Teilnehmer der klinischen Studie. Vlnr: Yvonne Fischer, Dr. Anna Seitz, Frank-Philipp Graner, Prof. Margitta Retz, Prof. Markus Schwaiger, Prof. Klemens Scheidhauer, Prof. Jürgen Gschwend, Brigitta Grau
 

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