„Wir können noch viel für Sie tun“

„Wir können noch viel für Sie tun“

Fünf Jahre Palliativmedizinischer Dienst am Klinikum rechts der Isar

Patienten, die an unheilbaren Krebs- oder anderen Erkrankungen leiden, können viel von medizinischer Behandlung profitieren, auch wenn nicht mehr Heilung das Ziel ist. Dann kommt die Palliativmedizin ins Spiel, deren Aufgabe es ist, die Lebensqualität zu verbessern. Am Klinikum rechts der Isar der TU München gibt es seit fünf Jahren einen Palliativmedizinischen Dienst, der Patienten betreut, die an fortschreitenden, nicht heilbaren Krankheiten mit einer begrenzten Lebenserwartung leiden. Das Team aus Ärzten, Pflegekräften, Sozialpädagogen und einer Kunsttherapeutin gehört – eine Besonderheit am Klinikum rechts der Isar – zur Klinik für Psychosomatik, dessen Direktor Prof. Peter Henningsen die Gründung initiiert hatte.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Palliativmedizinischen Diensts (PMD) kommen zu Patienten im Klinikum, bei denen keine Heilung mehr möglich ist. Ziel der Palliativmedizin ist es, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Dazu arbeiten die Ärztinnen und Ärzte mit Palliativpflegekräften, Sozialpädagogen und eine Kunsttherapeutin eng zusammen, um die Patienten auf körperlicher, seelischer und spiritueller Ebene zu betreuen.

Gegründet wurde der Dienst im Jahr 2010 auf Initiative von Prof. Henningsen. Im Team arbeiten die beteiligten Kliniken für Psychosomatik, für Innere Medizin II und für Anästhesiologie interdisziplinär zusammen. Die oberärztliche Leitung des neunköpfigen Teams hat Priv.-Doz. Dr. Johanna Anneser, Fachärztin für Neurologie mit Zusatzbezeichnung Palliativmedizin. Prof. Gian Domenico Borasio, der den Lehrstuhl für Palliativmedizin an der Universität Lausanne innehat, unterstützt das Team seit der Gründung und führt regelmäßige fachliche Supervision durch.

Zusammenarbeit zwischen Disziplinen und Berufsgruppen

Das Team versorgt die Patienten in vier verschiedenen Bereichen: Die Mediziner kümmern sich um die Kontrolle der auftretenden Krankheitssymptome. Dazu gehört die wirksame Behandlung von Schmerzen ebenso wie von Blutungen, Atemnot und Übelkeit. Die Pflegefachkräfte kümmern sich um die spezialisierte pflegerische Versorgung der Patienten wie Lagerung oder Mundpflege. Zusätzlich beraten sie die Angehörigen, wie diese den Patienten bestmöglich unterstützen können. Die Sozialpädagogin berät zu psychosozialen und sozialrechtlichen Themen. Sie unterstützt, organisiert und koordiniert eine Entlassung nach Hause, auf eine Palliativstation oder in ein Hospiz. Das kunsttherapeutische Angebot unterstützt die Patienten bei der Bewältigung ihrer Erkrankung. Darüber hinaus arbeitet der Palliativmedizinische Dienst eng mit vielen Stellen innerhalb des Klinikums zusammen, um eine umfassende Betreuung zu gewährleisten. Dazu gehören etwa das Schmerzzentrum, die Psychoonkologie oder die Seelsorge.

Stationäre und ambulante Betreuung

Seit der Gründung des Palliativmedizinischen Diensts steigt die Zahl der Patienten, die von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut werden, kontinuierlich an. 2015 werden sie voraussichtlich fast 600 Patienten am Klinikum versorgen. Dabei richten sie ihre Arbeit individuell an den Bedürfnissen der einzelnen Patienten aus. Im Durchschnitt wird jeder Patient insgesamt sechs- bis achtmal von Mitgliedern des Teams besucht.

Zudem hat das Roman-Herzog-Krebszentrum eine wöchentliche Palliativsprechstunde initiiert, bei der Ärzte des Palliativmedizinischen Dienstes ambulanten Patienten Beratung und Unterstützung anbieten. Wichtige Themen neben Schmerztherapie und der Versorgung zu Hause sind Fragen zum Lebensende. „Für viele Patienten ist das die Gelegenheit, Themen auf den Tisch zu bringen, die sie sich mit ihrem behandelnden Arzt nicht anzusprechen trauen. Besonders das Thema Sterben kommt hier zur Sprache oder wie sich das Lebensende abkürzen lässt. Wir fragen die Patienten dann, was genau ihnen Angst macht. Oft fürchten sie Schmerzen oder qualvolles Ersticken. Wir erklären ihnen, was wir mit Medikamenten für sie tun können und welche Möglichkeiten es gibt, belastende Therapien zu beenden, wenn diese vom Patienten nicht mehr gewünscht werden. Damit können wir ihre Ängste meist deutlich lindern“, erklärt Frau Dr. Anneser.

Symposium

Zum Jubiläum veranstaltet der Dienst ein Symposium zum Thema „Palliativmedizin und Psychosomatik“. Damit tragen die Organisatoren der Angliederung des Palliativmedizinischen Dienstes an die Klinik für Psychosomatik Rechnung, die die Arbeit des Teams wesentlich geprägt und fachlich bereichert hat. Beide Disziplinen verbindet, dass sie körperliches und seelisches Leiden gleichermaßen in den Blick nehmen.

Zukunft der Palliativmedizin

Aktuell ist die Finanzierung der Palliativmedizin im Fallpauschalen¬system für die Kliniken unzureichend und wird den Anforderungen der schwerkranken Patienten nicht gerecht. Vom neuen Palliativgesetz, das im November im Bundestag diskutiert wird, erhofft sich das Team Verbesserungen für die Krankenhäuser. Für die Zukunft wünschen sich die Palliativmediziner eine eigene Station am Klinikum, wo Patienten bis zum Lebensende betreut werden können. Denn auch wenn die meisten Patienten am liebsten zu Hause sterben wollen: Die umfassende Versorgung auf einer Palliativstation ist für viele eine echte Alternative.

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