Dialyse-Shunt: erstmals minimalinvasiv gelegt

Dialyse-Shunt: erstmals minimalinvasiv gelegt

Ein Team der Klinik und Poliklinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie (Gefäßchirurgie) am Klinikum rechts der Isar hat erstmals bei einer Dialysepatientin eine arteriovenöse Shuntanlage im minimalinvasiven Verfahren geschaffen. Normalerweise müssen diese dauerhaften Zugänge für die Dialysekanülen mit einem längeren chirurgischen Schnitt unter Lokalanästhesie oder Vollnarkose gelegt werden.

Der Dialyse-Shunt konnte erstmals minimalinvasiv ohne chrirugischen Schnitt gelegt werden

Der Dialyse-Shunt konnte erstmals minimalinvasiv ohne chirurgischen Schnitt gelegt werden. Es ist ein dauerhafter arteriovenöser Zugang für die Dialysekanüle.

Wenn die Nieren nicht mehr funktionieren, muss das Blut über eine Dialysemaschine gereinigt und wieder in den Körper zurückgeführt werden. Dazu legen Chirurgen vorzugsweise an den Armen von Nierenerkrankten sogenannte Shunts oder Fisteln an: dauerhafte Zugänge für die Dialysekanülen. Das Ziel sind lange, gut gefüllte Venenstrecken, die später gut punktiert werden können. Um dies zu erreichen, werden eine Arterie und eine Vene unter der Haut miteinander verbunden: Das arterielle Blut strömt nun mit seinem hohem Druck in die weiche Vene, die beginnt, sich auszudehnen. Den schnellen Blutfluss kann man nach einer Weile tasten und sogar hören, wenn man das Ohr anlegt. Man nennt das Geräusch „Schwirren“, und es ist ein sicheres Indiz, dass Shunt bzw. Fistel funktionieren. Das Anlegen eines solchen Dauerzugangs erfolgt über einen längeren chirurgischen Schnitt und wird unter Lokalanästhesie oder Vollnarkose durchgeführt.

Oberarzt Dr. Gábor Bíró (li.) und den Leitenden Oberarzt Dr. Michael Kallmayer der Klinik und Poliklinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie am Klinikum rechts der Isar

Oberarzt Dr. Gábor Bíró (li.) und den Leitenden Oberarzt Dr. Michael Kallmayer der Klinik und Poliklinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie am Klinikum rechts der Isar

Katheter-gestützte arteriovenöse Dialysefistel

Das Team um Oberarzt Dr. Gábor Bíró und den Leitenden Oberarzt Dr. Michael Kallmayer der Klinik und Poliklinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie am Klinikum rechts der Isar (Leitung: Univ.-Prof. Dr. med. Hans-Henning Eckstein) ist nun einen anderen, völlig unblutigen Weg gegangen. Die Forscher haben Anfang Oktober erstmals in einem minimalinvasiven Verfahre eine rein Katheter-gestützte arteriovenöse Fistel bei einer Dialysepatientin angelegt. „Wir haben dabei auf ein Verfahren zurückgegriffen, das aus der Blutstillung bekannt ist“, erklärt Kallmayer. „Dort verschmelzt man Gefäßwände mittels einem Thermokatheter und einer Koagulationspinzette miteinander.“

Verschmelzen von Arterie und Vene

Dieses Prinzip wendeten Bíró und Kallmayer nun an, um die Gefäßwände einer Arterie und einer Vene zu verschmelzen, was mittels zweier Thermokatheter und einem kurzen Hitzeimpuls gelang. Sie nutzen dazu zwei winzige Punktionszugänge über dem Handgelenk der Patientin – eine Region, in der eine Arterie und eine Vene sowieso sehr eng nebeneinander verlaufen. „Wir halten dieses Vorgehen für eine sehr elegante Methode, weil sie unter örtlicher Betäubung am Handgelenk durchgeführt wird und ohne größere Wunden und Narbenbildung auskommt”, erklärt Bíró. „Der große Vorteil für Patient*innen liegt zudem darin, dass die Punktionsstrecke für die Dialyse länger ist. Damit kann sie auch länger genutzt werden.“

Es handelt sich um den ersten derartigen Eingriff an einem bayerischen Universitätsklinikum. Mit dem Ergebnis sind die beiden Wissenschaftler höchst zufrieden. „Außerdem freuen wir uns, dass die minimalinvasive Methode endlich in der Shuntchirurgie angekommen ist“, so Bíró. Auch die Patientin hat den Eingriff gut überstanden. Sie konnte bereits am Folgetag nach einer Ultraschalluntersuchung beschwerdefrei aus dem Krankenhaus entlassen werden.

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