Exzellenzzentrum für Pankreas-Chirurgie

Exzellenzzentrum für Pankreas-Chirurgie

Eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung ist äußerst schmerzhaft. Sie ist nicht heilbar, doch wer sich frühzeitig behandeln lässt, muss sich nicht über die Maßen quälen. Das Klinikum rechts der Isar ist derzeit eines von zwei in Deutschland bestehenden Exzellenzzentren für Chirurgische Erkrankungen der Pankreas.

Prof. Helmut Friess (li.), Direktor der Klinik für Chirurgie am Klinikum rechts der Isar und PD Dr. Ekin Demir, Pankreaschirurg und stellv. Leiter der Pankreaschirurgie

Prof. Helmut Friess (li.), Direktor der Klinik für Chirurgie am Klinikum rechts der Isar und PD Dr. Ekin Demir, Pankreaschirurg und stellv. Leiter der Pankreaschirurgie

Chronische Pankreatitis (CP) ist eine andauernde Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Sie schädigt das Drüsengewebe und zerstört es allmählich. Betroffene können Nahrung schlechter verstoffwechseln und verlieren zunehmend an Gewicht. Schleichend, über mehrere Jahre hinweg, kann sich ein Diabetes mellitus ausbilden. Meist wird eine CP erst spät entdeckt. Erkrankte leiden darunter, als Alkoholiker deklassiert zu werden. „Diese Stigmatisierung verhindert häufig die erfolgreiche Behandlung“, sagt Prof. Helmut Friess, Direktor der Klinik für Chirurgie am Klinikum rechts der Isar. „Und sie ist nicht richtig. Nach heutiger Erkenntnis leiden maximal 50 Prozent der Patient*innen an Alkoholproblemen.“ Es könnten auch genetische Ursachen oder metabolische Störungen vorliegen.

Das mit Abstand unangenehmste und häufigste Symptom der Erkrankung sind starke, in den Rücken ausstrahlende Schmerzen im Oberbauch, die mit Schmerzmitteln oftmals nicht ausreichend behandelbar sind. Die Folge kann ein sich über mehrere Jahre ausbildendes chronisches Schmerzsyndrom sein, das die Einnahme von Opiaten erforderlich macht – mitsamt der sich daraus entwickelnden Suchtproblematik. „Diesen Teufelskreis sollte der behandelnde Arzt möglichst früh unterbrechen“, so Friess. „Patient*innen sollten möglichst bald nach der Diagnosestellung über den Krankheitsverlauf aufgeklärt werden, um einer Chronifizierung der Schmerzen vorzubeugen.“

Schmerzen endoskopisch oder chirurgisch behandeln

Die progressive Zerstörung des Pankreas ist nicht heilbar, doch ihr Fortschreiten kann verlangsamt und die Schmerzen können behandelt werden. Diese entstehen zum einen, weil der Pankreassaft durch den Gewebeumbau des Organs nicht mehr abfließt und sich staut. „Hier können wir chirurgisch eine Entlastung schaffen, indem wir einen Teil des Pankreas entfernen und eine Darmschlinge zur Drainage auf das Gangsystem aufnähen“, sagt PD Dr. Ekin Demir, Pankreaschirurg und stellv. Leiter der Pankreaschirurgie am Klinikum rechts der Isar. Die Komplikationsrate nach solchen operativen Eingriffen liege bei erfahrenen Zentren unter fünf Prozent. Mit endoskopischen Maßnahmen ließen sich eher kurze Verengungen oder kleine Steine im Gangsystem entfernen. „Doch meist helfen solche Eingriffe nicht dauerhaft“, meint Demir. „Man sollte diese Option gut prüfen. Sonst ist es besser, frühzeitig zu operieren.“

Operationen an der Pankreas sind anspruchsvoll

Wahl und Timing der Therapie sind bei der Chronischen Pankreatitis von entscheidender Bedeutung. Denn schreitet die Entzündung des Organs zu weit fort, droht der Verschluss der benachbarten Pfortader, die vom Darm zur Leber führt. Eine Operation an der Bauchspeicheldrüse ist dann aufgrund des hohen Blutungs- und Todesrisikos nicht mehr möglich. „Werden die Schmerzen nach ein paar endoskopischen Maßnahmen nicht besser, sollte man eine Operation dringend in Erwägung ziehen“, sagt Friess. „Da Operationen am Pankreas anspruchsvoll sind und eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit von Chirurgie und Gastroenterologie voraussetzen, sollten Betroffene sich an ein spezialisiertes Pankreaszentrum wenden.“

Klinikum ist eines von zwei Exzellenzzentren in Deutschland

Das Klinikum rechts der Isar ist derzeit eines von zwei in Deutschland bestehenden Exzellenzzentren für Chirurgische Erkrankungen des Pankreas. Zudem gibt es das Pankreasboard, in dem Spezialisten verschiedener Fachbereiche – Radiologen, Internisten, Endoskopiker/Gastroenterologen und Chirurgen – Patientenfälle besprechen, um gemeinsam die beste Behandlung zu finden. „Leider scheuen viele Patienten eine Operation, häufig raten auch Internisten davon ab“, sagt Demir. „Doch wir sehen, dass Betroffene enorm und langfristig davon profitieren.“ Auch aktuelle randomisierte Studien zeigten, dass die Chirurgie den endoskopischen Verfahren bei der Schmerzbesserung eindeutig überlegen sei. „Die meisten Patienten sind hinterher dankbar und glücklich, dass sie den Schritt gegangen sind“, so Demir.

Am Weltpankreaskrebstag am 19.11. wurde das Hörsaalgebäude des Klinikums in der Pankreaskrebs-Aktionsfarbe lila angestrahlt

Am Weltpankreaskrebstag am 19.11. wurde das Hörsaalgebäude des Klinikums in der Pankreaskrebs-Aktionsfarbe lila angestrahlt

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