50 Jahre Uniklinikum: Pionierleistungen in der Endoskopie

50 Jahre Uniklinikum: Pionierleistungen in der Endoskopie

Die endoskopische Diagnostik und Therapie ist eng mit einem Namen verknüpft: Prof. Meinhard Classen, der von 1985 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2002 Ordinarius für Innere Medizin am Klinikum rechts der Isar war. Er hat die endoskopische radiologische Darstellung des Pankreasund Gallengangs (ERCP) und als Erster die endoskopische Papillotomie (EPT) eingeführt – heute routinemäßige Behandlungsmethoden bei Steinen, Verengungen und Tumoren des Gallengangsystems und des Bachspeicheldrüsengangs.

„Ich war unglücklich mit der Situation, bei Patienten oftmals nicht alle Gallensteine entfernen zu können“, erklärt Classen. Das war der Ausgangspunkt für die Entwicklung der endoskopisch ausgeführten Papillotomie, bei der den Gallensteinen der Abgang durch die engste Stelle des Gallengangs, die Vatersche Papille ermöglicht wird. Er wandte sich damit gegen die damals gängige chirurgische Sichtweise, in einem solchen Fall einfach die Gallenblase vollständig zu entfernen: „Die Gallenblase ist kein Wegwerforgan.“ 

Classen verteidigte seine Meinung standhaft gegen etablierte Chirurgen und machte sich selber daran, die notwendige Technik zu entwerfen: „Bevor ich hierher nach München kam, war ich in Erlangen am Lehrstuhl von Ludwig Demling.“ Gemeinsam mit seinem damaligen Chef trieb er die Entwicklung der schonenden Steinentfernung voran. „Wir hatten in Erlangen einen Techniker an der Hand, der uns die Geräte so baute, wie wir sie im Kopf hatten“, erinnert sich Classen an die Anfangszeit zurück. Ihn bat er, eine Polypektomie-Schlinge, wie sie zur Entfernung von Darmpolypen verwendet wurde, so umzumodeln, dass sie für seine Zwecke passte. Der Anfang war gemacht und als Meinhard Classen 1985 an das Klinikum rechts der Isar kam, entwickelte er die Technik stetig weiter. Zurecht wird er auch heute noch in der Fachwelt als Vorreiter in der Endoskopie gehandelt.

Nun ist Meinhard Classen 80 und hat so gar keine Lust, es ruhiger angehen zu lassen. Im Gegenteil ist er erneut dabei, sich in die medizinischen Geschichtsbücher zu schreiben: Gemeinsam mit dem Epidemiologen Wei Cheng You von der Peking University führt Classen eine Studie durch, die die Rolle des Bakteriums Helicobacter pylori bei der Entstehung von Magenkrebs untersucht. „Unsere These ist, dass die Entzündung der Magenschleimhaut, die durch das Helicobacter-Bakterium hervorgerufen wird, die Vorstufe zu Magenkrebs ist.“ In China gibt es eine große Durchseuchung der Bevölkerung mit diesem Bakterium, und gleichzeitig ist dort Magenkrebs eine der häufigsten Krebserkrankungen.

Es liegt also nahe, diesen Zusammenhang näher zu untersuchen – und das tun Meinhard Classen und sein chinesischer Kollege Wei Cheng You auf eindrucksvolle Art und Weise: Sie haben vor acht Jahren eine randomisierte Doppelblindstudie mit 200.000 Patienten aufgesetzt. „Das ist die mit Abstand größte Studie, die es jemals auf der ganzen Welt gegeben hat oder gibt“, betont Classen stolz. Noch zwei Jahre, dann ist diese Studie beendet und kann endgültig ausgewertet werden. Doch schon jetzt zeigen Zwischenauswertungen, dass Classens These über die Entstehung von Magenkrebs aufgrund des Helicobacter pylori sehr wahrscheinlich zutreffend ist.

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