Covid-19: „Unser Klinikum hat sich sehr früh gerüstet“

Covid-19: „Unser Klinikum hat sich sehr früh gerüstet“

Wie schafft man es, Patient*innen und Mitarbeiter*innen vor einer Infektion mit Sars-CoV2 zu schützen? Eine Frage, auf die Kliniken in der Corona-Pandemie schnell Antworten finden mussten. Darüber sprachen Prof. Clarissa Prazeres da Costa und Dr. Nina Wantia vom Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene in einem Webinar – und hier im Interview.

 

Was waren die Maßnahmen, auf die Kliniken in der Corona-Pandemie vor allem gesetzt haben, um Patient*innen und Personal zu schützen?

Prof. Prazeres da Costa: Die Hauptpfeiler der Strategie zum Schutz von Patient*innen und Personal waren räumliche und organisatorische Maßnahmen, bei Klinikmitarbeiter*innen zudem der Einsatz persönlicher Schutzausrüstung. Ergänzt wurde dies durch eine umfassende Teststrategie: So sollten Sars-CoV2-positive Patient*innen und Mitarbeiter*innen möglichst schnell identifiziert werden, um Ansteckungen zu verhindern. Dazu kam unsere lokale Umsetzung der Impfstrategie mit dem Ziel, besonders gefährdete Gruppen von Mitarbeiter*innen schnell schützen zu können.

Wie hat man diese Herausforderung speziell am Klinikum rechts der Isar gemeistert?

Prof. Prazeres da Costa: Unser Klinikum hat sich sehr früh gerüstet und ein interdisziplinäres Expertenteam zusammengestellt. In den ersten Monaten der Krise haben sich diese Expert*innen täglich getroffen, denn damals war ja völlig unklar, was hier auf uns zurollt. Da musste es möglich sein, tagesaktuell zu reagieren. Es galt, die täglich neu erscheinenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen sowie die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und der Gesundheitsämter zu diskutieren und umzusetzen. In unserem Vortrag werden wir über einige Highlights aus dem Alltag vor allem aus dem Blickwinkel der Prävention und Krankenhaushygiene berichten. Wir werden aber auch auf die zwischenzeitlich neu entstandenen Netzwerke der Universitätsmedizin (NUM) und auf Forschungsprojekte auf diesem Gebiet eingehen.

Dr. Wantia: Natürlich gab es auch immer wieder Schwierigkeiten in der Umsetzung von Maßnahmen. Den Wissensstand und die Maßnahmen, die sich davon ableiten, zu kommunizieren sowie alle betroffenen Mitarbeiter*innen zu schulen, war eine große Herausforderung. Gerade zu Beginn der Pandemie wurde dies noch durch Lieferengpässe zum Beispiel von Schutzausrüstung und Beatmungszubehör erschwert. Kurz: Dass alle Mitarbeiter*innen des Klinikums immer wussten, was in welcher Situation zu tun ist – das war eine große gemeinschaftliche Leistung.

Manchmal hilft der Blick in die Vergangenheit, eine aktuelle Situation besser zu meistern. Lohnen sich solche Vergleiche auch im Hinblick auf pandemische Erreger?

Prof. Prazeres da Costa: Das ist eine enorm relevante und wichtige Frage. Im Vortrag werden wir daher auch einen historischen Blick auf andere Pandemien werfen, etwa durch Influenza: die Spanische Grippe in den Jahren 1918/19 und die Schweinegrippe 2009. Wir werden auch die Relevanz der Ausbrüche von SARS CoV-1 und MERS bewerten. Dabei wollen wir beispielsweise die spannende Frage diskutieren, warum es im Jahr 2003 nicht zu einer Pandemie mit dem sehr nah verwandten Erreger SARS-CoV-1 kam. Wir werden darüber sprechen, welche Rolle dabei die sogenannte Reproduktionszahl, die Virusausscheidung und Mobilität gespielt haben; zudem, welche Maßnahmen in verschiedenen Ländern ergriffen wurden, welche davon erfolgreich waren, und welche nicht. Wir wollen damit letztlich auch zeigen, wie wichtig die Aufarbeitung auch der aktuellen Pandemie ist – zumal diese mit großer Wahrscheinlichkeit nicht die letzte sein wird. 

 

Mehr Informationen:

Prof. Clarissa Prazeres da Costa ist Mitgründerin und Co-Direktorin des Centers for Global Health (CGH) der Technischen Universität München (TUM). Sie ist Leiterin der Forschungsgruppe für „Infection and Immunity in Global Health“ und des Fachbereichs diagnostische Parasitologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene der TUM. Seit März 2020 ist sie zudem Teil des Covid-19-Expertenteams am Klinikum rechts der Isar.

Dr. Nina Wantia leitet den Fachbereich für Diagnostik im Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene der TUM. Sie ist Krankenhaushygienikerin des Deutschen Herzzentrums und ist ebenfalls Teil des Covid-19-Expertenteams des Klinikums rechts der Isar.

 

Das Webinar ist der vorläufig letzte Teil der Reihe "Covid-19 Lectures". Den zugehörigen Link finden Sie hier: YouTube. Alle Aufzeichnungen der Reihe finden Sie auf dem YouTube-Kanal der TUM.

 

In ihrer Covid-19-Lecture sprechen Prof. Clarissa Prazeres da Costa und Dr. Nina Wantia über lokale und nationale Strategien der Infektionsprävention.
Bild: ediundsepp

Beteiligte Fachbereiche und Kliniken: 
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