Effektive Behandlung für Hirntumoren

Effektive Behandlung für Hirntumoren

Neues Gerät für Hochpräzisions-Strahlentherapie am Klinikum rechts der Isar

Die Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München setzt seit März 2020 ein neues System zur radiochirurgischen Behandlung von Hirntumoren, Hirnmetastasen und Tumoren an der Schädelbasis ein. Betroffene Patientinnen und Patienten profitieren davon, dass Tumoren im Gehirn mit einer hochpräzisen Bestrahlung in nur wenigen Sitzungen, manchmal sogar nur in einer, zerstört werden können

Gamma Knife

Mit dem neuen Gamma Knife-System - dem ersten in Bayern - baut Prof. Stephanie E. Combs, Direktorin der Klinik für RadioOnkologie und Strahlentherapie, das Behandlungsangebot im Rahmen des Neuroonkologischen Zentrums am Universitätsklinikum rechts der Isar aus. Hier können Patient*innen mit Hirntumoren, Hirnmetastasen oder Tumoren an der Schädelbasis eine individualisierte Behandlung mit größtmöglicher Präzision erhalten. Das neue Gerät ist eingebettet in das Zentrum für Stereotaxie und Personalisierte Hochpräzisionsstrahlentherapie (StereotakTUM), in dem hochpräzise Strahlentherapie für Tumore und Metastasen in allen Körperregionen angeboten wird.

Die stereotaktische Radiochirurgie ist eine Bestrahlungsmethode, bei der der Tumor in einer einmaligen oder in nur wenigen Sitzungen mit hochfokussierter Strahlentherapie behandelt wird. Das umliegende, gesunde Gehirn wird geschont, so dass Nebenwirkungen vermieden werden können. Die Strahlung erfolgt aus verschiedenen Richtungen und ist in einem Punkt fokussiert. Durch verschiedene Positionen der Strahlenquellen lässt sich der Fokuspunkt verändern. Dadurch kann eine optimale Dosisverteilung im Tumor bei möglichst geringer Belastung für das gesunde Gewebe erzielt werden.

Stereotaktische Radiochirurgie

Die hohe Präzision wird auch durch den Einsatz eines stereotaktischen Rahmens garantiert. Der leichte Rahmen wird unter Lokalanästhesie schmerzfrei am Kopf des Patienten fixiert und ist somit gegen Bewegungen und Verrutschen gesichert. Mit dem neuen System besteht jetzt erstmals die Möglichkeit, auch ohne Rahmen mit einer Maske zu bestrahlen. Zudem verfügt das Gerät über einen integrierten Computertomografen (CT), so dass die Genauigkeit am Patienten überprüft werden kann.

„Mit dem neuen Gamma Knife Icon können wir gutartige und bösartige Tumore im Gehirn und an der Schädelbasis effektiv und schonend behandeln. Darüber hinaus behandeln wir Patienten mit Trigeminusneuralgien, bei denen wir den Schmerz erfolgreich lindern können, oder mit arteriovenösen Malformationen, um die störenden Gefäßmissbildungen zu veröden. Bei Patient*innen mit Hirnmetastasen können wir durch die gezielte Behandlung in vielen Fällen eine Ganzhirnbestrahlung vermeiden, auch wenn mehreren Metastasen vorliegen. Die Abstimmung erfolgt immer interdisziplinär mit den Nachbardisziplinen wie der Neurochirurgie und der Neurologie im Neuroonkologischen Zentrum. In manchen Fällen kann dadurch eine Operation vermieden werden“, erklärt Prof. Stephanie Combs. 

Bei der Behandlung mit dem Gamma Knife kann teilweise auf den stereotaktischen Rahmen verzichtet werden: Prof. Stephanie Combs bei der Anpassung einer Gesichtsmaske; Foto: argum

Der Behandlungsablauf

Die Behandlung kann in den meisten Fällen ambulant durchgeführt werden. In einem ersten Schritt erfolgt entweder die Anfertigung der Kopfmaske oder die Anlage des stereotaktischen Rahmens am Kopf. Im Anschluss wird eine spezialisierte Magnetresonanztomografie (MRT) des Patienten erstellt. Das MRT dient dem Team aus Strahlentherapeut*in und Medizinphysiker*in als Vorlage für die Bestrahlungsplanung.

Darüber hinaus erhält der Patient eine hochauflösende Planungs-Computertomografie (Planungs-CT). Der stereotaktische Rahmen dient dabei als Koordinatensystem, das auf den CT-Bildern erkennbar ist. Nach Markierung des Tumors auf den CT-Daten und einer Fusion mit den vorliegenden MRT-Daten sind die exakten Koordinaten der Tumoren ermittelt. Auf dieser Basis erfolgt dann die Bestrahlungsplanung. Anschließend wird die Behandlung noch am gleichen Tag durchgeführt.

Die Behandlung ist schmerzfrei und dauert je nach Anzahl, Größe und Komplexität der Tumoren bis zu 120 Minuten. Die Patient*innen sind währenddessen wach und ansprechbar, können Musik hören oder auch schlafen. Das Team aus medizinisch-technische*r Assistent*in (MTRA), Strahlentherapeut*in und Medizinphysiker*in überwacht sie während der gesamten Behandlung per Video und Audio.

Direkt danach wird der Rahmen oder die Kopfmaske entfernt. In den meisten Fällen können die Behandelten anschließend nach Hause gehen. Durch die kurze nicht-invasive Behandlung können sie direkt wieder ihr normales Leben aufnehmen. Weitere notwendige Therapien können sehr schnell erfolgen, so dass keine wertvolle Zeit in der onkologischen Behandlung verloren geht. Alle Patient*innen nehmen an einem spezialisierten Nachsorgeprogramm teil.

Prof. Stephanie Combs mit Patient mit stereotaktischem Rahmen für die hochpräzise Strahlentherapie; Foto: argum

Back to top