„Gesundheitsdaten sind wichtig zur Steuerung der Pandemiebekämpfung“

„Gesundheitsdaten sind wichtig zur Steuerung der Pandemiebekämpfung“

Am 5. Mai halten Martin Boeker, Professor für medizinische Informatik, Alena Buyx, Professorin für Ethik der Medizin und der Gesundheitstechnologien sowie Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, und Dirk Heckmann, Professor für Recht und Sicherheit der Digitalisierung, gemeinsam die Covid-19 Lecture zum Datenschutz im Gesundheitswesen. Im Vorfeld erklären Martin Boeker und Dirk Heckmann, welche Rolle Gesundheitsdaten in der Pandemie spielen.

 

Welche Rolle spielen Gesundheitsdaten in der Pandemie?

Heckmann: Gesundheitsdaten sind wichtige Informationen zur Beobachtung des Infektionsgeschehens und Steuerung der Pandemiebekämpfung. Dazu zählen etwa eine festgestellte Infektion mit Sars-CoV-2, eine Covid-19-Erkrankung einschließlich ihrer Symptomatik, aber auch Impfreaktionen. Je mehr solcher Daten wir haben und je präziser sie sind, um so wirksamer sind auch die auf dieser Datenbasis ergehenden Maßnahmen.

 

Inwieweit ist Datenschutz ein Hindernis?

Heckmann: Datenschutz ist überhaupt kein Hindernis für die Pandemiebekämpfung. Denn die Erhebung und Verarbeitung der hierfür erforderlichen Daten nach der Datenschutzgrundverordnung ist erlaubt, gegebenenfalls nach Anonymisierung. Hinderlich ist eher eine falsche Berichterstattung über vermeintliche Datenschutzrisiken – wie etwa bei der Corona-Warn-App. Eine solche Berichterstattung hält Menschen davon ab, sinnvolle Instrumente zu nutzen.

Boeker: Oft wird hier ein Scheinwiderspruch aufgebaut. Aber: Bei modernen IT-Systemen wird für den Schutz der Persönlichkeitsrechte entsprechend des Datenschutzes ein erheblicher Teil der Entwicklungskosten aufgebracht – gut investiertes Geld! Der Datenschutz wird häufig als Sündenbock missbraucht, wenn ein IT System nicht das leistet, was man sich von ihm versprochen hat. Meist liegt jedoch eine mangelhafte Anforderungsanalyse zugrunde.

 

Wie können Datenschutz und Pandemiekontrolle unter einen Hut gebracht werden?

Heckmann: Datenschutz fordert Transparenz und die plausible, verständliche Erklärung, welche Daten zu welchem Zweck gebraucht und verwendet werden. So soll eine missbräuchliche Datennutzung abgewendet werden. Das ist nicht trivial, aber gut zu leisten, wenn man hier fachliche Expertise und professionelle Öffentlichkeitsarbeit verbindet. Nicht Datenschutz, sondern Desinformation schadet der Pandemiebekämpfung.

Boeker: Vorbereitung ist wichtig! Wir sollten aus dem lernen, was wir in der Pandemie erfahren haben und uns für ein eventuelles nächstes Mal besser vorbereiten.

 

Die Vorlesungen im Rahmen der Reihe "Covid-19 Lectures" starten jeweils mittwochs um 18:15 Uhr und werden sowohl per Online-Meeting (Zoom) übertragen als auch per Live-Stream (YouTube; 5.5.2021, ab 18:15 Uhr).

Referenten der Covid-19 Lecture zum Thema Datenschutz im Gesundheitssystem (v.l.n.r.): Prof. Dr. med. Martin Boeker; Prof. Dr. med. Alena Buyx; Prof. Dr. Dirk Heckmann

Foto: ediundsepp

Beteiligte Fachbereiche und Kliniken: 

Wissenschaftliches Institut für

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