Händehygiene: „Die einfachste Methode, Krankenhausinfektionen zu verhindern“

Händehygiene: „Die einfachste Methode, Krankenhausinfektionen zu verhindern“

Ob zum Schutz vor dem Coronavirus Sars-CoV-2 oder vor Infektionen mit resistenten Keimen, die sich selbst mit vielen Antibiotika nicht mehr bekämpfen lassen: Für die Sicherheit der Patient*innen ist die richtige Händehygiene entscheidend. Das Klinikum rechts der Isar wurde hierzu sogar mit dem Goldzertifikat der Aktion Saubere Hände ausgezeichnet. Doch worauf kommt es bei der Händedesinfektion an? Zum „Tag der Patientensicherheit“ am morgigen 17. September gibt unser Experte Dr. Friedemann Gebhardt, Leiter der Abteilung für Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums rechts der Isar in München, die wichtigsten Antworten.

Herr Dr. Gebhardt, Sie haben beim Händedesinfizieren sicher viel Übung. Wie macht man es richtig?
Wichtig ist, genug Händedesinfektionsmittel zu verwenden. Dazu sind etwa drei Milliliter nötig, also zwei bis drei Hübe. Nur so lassen sich die Hände vollständig und ausreichend benetzen. Reiben Sie das Desinfektionsmittel dazu 30 Sekunden lang ein. Achten Sie darauf, wirklich alle Bereiche zu erreichen – auch schwer zugängliche Stellen wie Fingerzwischenräume, Daumen und Handrücken. Auf die Reihenfolge kommt es dabei nicht an. In der Klinik ist das „Wann“ aber fast noch wichtiger als das „Wie“: Ein Modell der Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt fünf Gelegenheiten auf, zu denen in der Patientenversorgung eine Händedesinfektion nötig ist. (Siehe Grafik.)

Wie oft müssen sich Pflegekräfte denn pro Tag die Hände desinfizieren?
Insbesondere auf Intensivstationen können täglich 100 und mehr Händedesinfektionen pro Patientin oder Patient notwendig sein. Und schon um sich ein einziges Mal die Hände zu desinfizieren, muss man sich mindestens 30 Sekunden Zeit nehmen. 100 Mal Hände desinfizieren pro Patientin oder Patient entsprechen also rund 50 Minuten – ein erheblicher Aufwand.

Warum muss das so häufig sein?
Durch die Hände können Bakterien weitergegeben werden. Denken Sie beispielsweise an  das Einsetzen eines Katheters: Würden Sie diesen dabei mit kontaminierten Händen berühren, könnte das zu einer Infektion bei Patientinnen und Patienten führen. Sich die Hände zu desinfizieren ist daher die einfachste Maßnahme, Krankenhausinfektionen verhindern – und das nachweisbar! Entscheidend ist dabei, dass die Desinfektion zum richtigen Zeitpunkt erfolgt. Wichtig ist sie etwa vor und nach Patientenkontakten und insbesondere vor sogenannten aseptischen Tätigkeiten. Das sind Tätigkeiten mit besonders hohem Infektionsrisiko, zum Beispiel das Vorbereiten von Infusionen oder Injektionen.

Warum reicht es dazu nicht, sich die Hände mit Wasser zu waschen?
Die Desinfektion mit einem alkoholischen Händedesinfektionsmittel hat gegenüber dem Händewaschen zwei entscheidende Vorteile: Zum einen lassen sich dadurch deutlich mehr Bakterien auf der Haut inaktivieren – während beim Händewaschen immer noch Erreger in relevanter Zahl auf der Haut zurückbleiben können, werden diese bei einer Händedesinfektion nahezu vollständig eliminiert. Zum anderen sind Händedesinfektionsmitteln hautpflegende Bestandteile zugesetzt, das macht sie sehr viel hautverträglicher. So kann man sich viel häufiger die Hände desinfizieren, ohne dass dies der Haut schadet.

Wie motivieren Sie das Personal dazu, konsequent auf Händehygiene zu achten?
Schulungen spielen hier eine wichtige Rolle. Wir nutzen dabei unterschiedliche Formate. Besonders effektiv ist es, das Personal bei der Patientenversorgung zu begleiten und unmittelbar ein Feedback zu geben. In Workshops lassen sich zudem typische Situationen des klinischen Alltag simulieren, zudem mit fluoreszierenden Händedesinfektionsmitteln Hautstellen sichtbar machen, die nicht benetzt wurden, und Fallbeispiele durchgehen. Das zahlt sich aus: Die Mitarbeitenden in unserem Haus setzen die Regeln der Händedesinfektionen sehr gut um. Dies spiegelt sich auch in einer Auszeichnung wider, die unser Universitätsklinikum erhalten hat: das Goldzertifikat der Aktion Saubere Hände.

Foto: Dr. Friedemann Gebhardt, Klinikum rechts der Isar

 

10 Sicherheitstipps für Patient*innen 
Patient*innen und ihre Angehörigen können auch selbst viel für Ihre Sicherheit (https://www.mri.tum.de/patientensicherheit) tun. Wir haben die zehn wichtigsten Tipps für einen sicheren Krankenhausaufenthalt für Sie zusammengefasst:

  1. Lassen Sie sich – wenn möglich – von einer Person Ihres Vertrauens begleiten.
  2. Beteiligen Sie sich aktiv an den Entscheidungen, die Ihre Behandlung und Versorgung betreffen.
  3. Teilen Sie uns bitte alle wichtigen Informationen zu Ihren (Vor-)Erkrankungen mit.
  4. Geben Sie uns sofort Rückmeldung, wenn Sie mit dem falschen Namen angesprochen werden.
  5. Informieren Sie das Krankenhauspersonal sofort, wenn Sie befürchten, dass Sie eine falsche Behandlung, falsche Medikamente oder falsche Nahrung erhalten.
  6. Waschen und desinfizieren Sie regelmäßig Ihre Hände.
  7. Sagen Sie uns bitte, wenn Sie Schmerzen haben.
  8. Befolgen Sie die Hinweise des Krankenhauspersonals, wie Sie sich in Ihrer Krankheitssituation richtig verhalten.
  9. Informieren Sie sich vor Ihrer Entlassung ausführlich über das weitere Vorgehen.
  10. Fragen Sie bei Unklarheiten bitte immer nach.

Gemeinsam stark für Patientensicherheit: Dr. Martin Siess, Ärztlicher Direktor (2. Reihe, 5. v. li.) mit Pflegedirektorin Silke Großmann (2. Reihe, 4. v. li.) und Dr. Angelika Werner, Leitung Stabsstelle QM (2. Reihe, 6. v. li.) mit Mitarbeitenden vieler Berufsgruppen vor dem Klinikumsgebäude.

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