Abwechslungsreiches Sportangebot für krebskranke Kinder an der Kinderklinik Schwabing

Abwechslungsreiches Sportangebot für krebskranke Kinder an der Kinderklinik Schwabing

Auch krebskranke Kinder wollen – und dürfen – sich bewegen. Das tägliche Sportangebot in der Onkologie der Kinderklinik Schwabing, einer gemeinsamen Einrichtung des Klinikums rechts der Isar und des städtischen Klinikums München, wirkt sich positiv auf Körper und Seele der kleinen Patienten aus. 

Sportwissenschaftler Dominik Gaser spielt Ball mit jungem Krebspatienten (Foto: S. Kesting)

Bewegungsparcours zwischen Krankenbett und Infusionsständer

80 bis 100 Kinder und Jugendliche mit Krebserkrankungen werden jedes Jahr in der Kinderonkologie des Klinikums Schwabing behandelt. Seit diesem Jahr gibt es ein tägliches Sportangebot für die Kinder, die dort in stationärer oder ambulanter Behandlung sind. Ziel des Projekts ist es, dass die Patienten sich regelmäßig so viel bewegen, wie ihr Gesundheitszustand es zulässt. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass das Sportangebot nicht nur positive körperliche Auswirkungen hat, sondern dass es den Kindern und Jugendlichen auch psychisch besser geht. Wissenschaftliche Studien sollen die Erfolge nun belegen und die Grundlage schaffen, dass mehr junge Krebspatienten von Sport profitieren. Die José Carreras Leukämie-Stiftung unterstützt diesen Ansatz mit einem Betrag von rund 160.000 Euro.

Bewegung und Sport spielen eine sehr wichtige Rolle für die körperliche, geistige und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Während der intensiven Therapie bei Krebserkrankungen kommt die körperliche Aktivität häufig zu kurz. Die Kinder haben wenig alltägliche Bewegung und können nicht an Schul-, Vereins- oder Freizeitsport teilnehmen. Umso wichtiger sind Angebote direkt in der Klinik, nah am Patienten und ohne große Hürden, um die jungen Patienten bereits während der Therapie zu Bewegung zu motivieren. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass strukturierte Bewegungs- und Sportangebote erfolgreich in der Kinderonkologie umsetzbar sind – bei geringem Risiko. Sie haben einen positiven Einfluss auf Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Lebensqualität und Fatigue.

 

Jedes Kind bekommt seinen Sport – je nach Krankheit und Alter

Seit Anfang 2017 gibt es in der Onkologie der Kinderklinik München Schwabing, einer Einrichtung des Klinikums rechts der Isar und des Städtischen Klinikums München, ein tägliches Sportangebot für Kinder mit Krebserkrankungen. Das Angebot wurde von PD Dr. Irene Teichert-von Lüttichau, Kinderklinik, und Professor Renate Oberhoffer zusammen mit Dr. Christiane Peters, Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der Technischen Universität München (TUM) initiiert. Es wird bereits seit vergangenem Jahr in geringerem Umfang erprobt. Durchgeführt wird es von den beiden Sportwissenschaftlern Dr. Sabine Kesting und Dominik Gaser in enger Absprache mit Ärzten und Physiotherapeuten. Die Art der Bewegung richtet sich dabei ganz individuell nach Alter, Zustand und Tagesform der jungen Patienten, ihren Erfahrungen und Wünschen. Bei manchen ist es Fußball oder Tischtennis, andere fahren gerne auf dem Ergometer oder machen Kräftigungsübungen und wieder andere fühlen sich nach einer ruhigen Übung für die Körperwahrnehmung wohl. Auch bei der Auswahl der Orte sind die Sportwissenschaftler sehr flexibel: Als Sportplatz kann etwa das Patientenzimmer dienen, der Stationsflur oder der Klinikgarten.

Finanziert wird das Projekt von der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung und der Initiative krebskranke Kinder München e.V.

 

Kontinuität ist Trumpf

Die Sportwissenschaftler haben ein Konzept für die kontinuierliche Betreuung durch alle Phasen der Therapie bis in die Nachsorge entwickelt. Sie setzen bereits bei der Diagnose an und erklären Patienten und Eltern, wie wichtig körperliche Aktivität auch und gerade bei Krebserkrankungen ist. Während der Chemo- oder Strahlentherapie werden die Patienten durchgängig sportwissenschaftlich betreut und in ihrer Bewegung gefördert. Langfristig beraten und motivieren die Sportwissenschaftler die Kinder und Jugendlichen zu einem aktiven Lebensstil.

 

Studien: optimale Sportarten und Trainingspläne gesucht

Die positiven Effekte des Trainings sind nicht nur körperlicher Natur, auch die psychologischen Auswirkungen sind spür- und messbar: die Patienten werden von ihrer Krankheit und der Therapie abgelenkt und empfinden ein Gefühl von Alltag. Um das Sportangebot für die Kinder und Jugendlichen zu optimieren und um Empfehlungen für andere Einrichtungen zu entwickeln, dokumentieren die Sportwissenschaftler ihre Arbeit kontinuierlich und führen weitere Studien durch. Ziel ist, die Sportarten und die Trainingsintensität herauszufinden, die für bestimmte Erkrankungen und Altersklassen am effektivsten ist.

In einer Machbarkeitsstudie wird untersucht, wie sich das Programm auf die Sportmotorik und die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen auswirkt. Dafür finden zu Beginn, nach drei Monaten und nach sechs Monaten sportmotorische Untersuchungen statt, um die Entwicklung der Kinder zu dokumentieren.

Eine weitere im Juni 2017 gestartete Studie soll zeigen, inwieweit spezifisches Krafttraining dazu beiträgt, dass Kinder und Jugendliche mit Leukämie oder Non-Hodgkin-Lymphom Alltagsaktivitäten besser bewältigen können. Diese Studie wird durch die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung gefördert. „Mit der Förderung dieses Projekts möchte die José Carreras Leukämie-Stiftung einen Beitrag leisten, die Wirkung sportlicher Betätigung der kleinen Krebspatienten auf deren Psyche, ihr körperliches Wohlbefinden und das Outcome näher zu untersuchen“ so Dr. Gabriele Kröner, Geschäftsführender Vorstand der José Carreras Leukämie-Stiftung.

Dr. Sabine Kesting, PD Dr. Irene Teichert-von Lüttichau und Dominik Gaser mit zwei kleinen Patienten
Dr. Sabine Kesting mit jungem Krebspatienten auf Ergometer
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