PROBASE: Große deutsche Studie zum Prostatakrebs-Screening

PROBASE: Große deutsche Studie zum Prostatakrebs-Screening

Urologie des Klinikums rechts der Isar ist Studienzentrum

Ziel der PROBASE-Studie (Risk-adapted prostate cancer early detection study based on a “baseline” PSA value in young men – a prospective multicenter randomized trial) ist eine Optimierung des Prostatakrebs-Screenings mithilfe des PSA-Werts. Sie untersucht die Hypothese, ob in Abhängigkeit von der Höhe eines einmalig bestimmten PSA-Werts im Alter von 45 Jahren ein risikoadaptiertes Vorgehen bei der Prostatakrebs-Vorsorge möglich ist. Sie wurde als Nachfolgestudie der bereits publizierten großen europäischen Screening-Studie entwickelt und stellt aktuell die weltweit größte Studie ihrer Art dar.
Das Gesamtprojekt steht unter der Schirmherrschaft von Wolfgang Bosbach, MdB, und wird von der Deutschen Krebshilfe (DKH) gefördert.

Neben der Urologischen Klinik des Klinikums rechts der Isar (Direktor Prof. Jürgen E. Gschwend) prüfen drei weitere deutsche Zentren (Universitätsklinikum Düsseldorf, Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinische Hochschule Hannover) diesen Ansatz zur Optimierung des PSA-Screenings, der bisher noch in keiner Studie weltweit systematisch und prospektiv untersucht wurde. Der Stellenwert des PSA-Screenings in regelmäßigen Abständen bei allen Männern ab einem bestimmten Alter wird international diskutiert. Zum einen lässt sich durch das PSA-Screening Prostatakrebs zwar früher erkennen und daher besser behandeln, was die Sterblichkeit reduziert. Doch zum anderen haben Prostatakarzinome zum Teil eine so günstige Prognose, dass eine Behandlung nicht immer erforderlich ist. Zudem sind bei der PSA-Messung falsch-positive Ergebnisse möglich. Aus diesem Grund kann das allgemeine PSA-Screening belastende weitere Untersuchungen und Behandlungen nach sich ziehen, die ohne Screening nicht erfolgt wären.

Um diese Überdiagnose und auch Übertherapie zu minimieren, verfolgt die PROBASE-Studie den Ansatz, das Screening vom Ausgangs-PSA-Wert im Alter von 45 Jahren und damit vom Erkrankungsrisiko des Mannes abhängig zu machen. Es wird untersucht, ob der erste PSA-Test im Alter von 45 Jahren erfolgen sollte oder ob ein Beginn des risikoadaptierten Screenings im Alter von 50 Jahren ausreicht. Die Studie soll zeigen, dass Männer, die das risikoadaptierte PSA-Screening im Alter von 50 Jahren beginnen, bis zum Alter von 60 Jahren nicht häufiger ein metastasiertes Prostatakarzinom entwickeln, als Männer, bei denen eine vergleichbare Vorsorge im Alter von 45 Jahren anfängt. Außerdem soll untersucht werden, ob der verzögerte Beginn des Screenings die Rate an unnötigen diagnostischen und therapeutischen Interventionen zukünftig deutlich reduzieren kann.

In die Studie sollen ab 2014 an vier Studienzentren bundesweit über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt 50.000 Männer eingeschlossen werden. Die gesunden 45-jährigen Teilnehmer werden über die Einwohnermeldeämter zur Studienteilnahme eingeladen. Eine selbstständige Teilnahme von gesunden Männern dieser Altersgruppe ist nicht möglich, weil es sich um eine epidemiologische Studie handelt, die sonst in der Auswahl der Teilnehmer verzerrt wäre. Ausschließlich aus logistischen Gründen werden die Gespräche mit den Teilnehmern und die Blutuntersuchungen an den genannten Universitätskliniken durchgeführt. Dort stehen bereits Räume wie z.B. auch Biobanken zur Verfügung. Dies erleichtert die Durchführung. Die Studiendurchführung geschieht komplett unabhängig vom klinischen Alltagsbetrieb, denn es handelt sich um die Untersuchung Gesunder.

Für die Studie werden die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip im Verhältnis 1:1 zwei Gruppen zugeordnet: Gruppe A erhält den ersten PSA-Test im Alter von 45 Jahren, Gruppe B hingegen erst im Alter von 50 Jahren. Das sich anschließende risikoadaptierte PSA-Screening ist in beiden Gruppen identisch: Bei Männern mit einem Ausgangs-PSA-Wert < 1,5 ng/ml werden weitere PSA-Tests nur im Abstand von fünf Jahren vorgenommen. Bei Männern mit einem Ausgangs-PSA-Wert von 1,5-2,99 ng/ml, die ein höheres Erkrankungsrisiko haben, erfolgen die weiteren PSA-Messungen im Abstand von zwei Jahren. Sobald der PSA-Wert über 3 ng/ml liegt – zu Beginn oder in den Nachfolgetests – schließen sich weiterführende Untersuchungen an. Über 90 Prozent der Männer werden zur niedrigsten Risikogruppe gehören (d. h. vier PSA-Tests bis zum 60. Lebensjahr wären ausreichend, um die Entstehung eines Prostatakrebses im Alter von > 60 Jahren auszuschließen).

Die Studie endet für die Teilnehmer im Alter von 60 Jahren. Der primäre Endpunkt ist die Häufigkeit eines bestätigten metastasierten Prostatakarzinoms im Alter von 60 Jahren, die nach der Hypothese der Forscher in Gruppe B (Beginn 50 Jahre) nicht höher sein sollte als in Gruppe A (Beginn 45 Jahre). Würde sich dieses Ergebnis bestätigen, könnte die Prostatakarzinom-Vorsorge künftig zehn Jahre später beginnen, da derzeit in der Deutschen S3-Leitlinien zum Prostatakarzinom empfohlen wird, Männer im Alter ab 40 Jahren mit einer Lebenserwartung von mehr als zehn Jahren über die Vor- und Nachteile des PSA-Screenings aufzuklären. Zudem wäre ein risikoadaptiertes Screening Standard und würde für über 90 Prozent der Männer einen Großteil unnötiger Diagnostik und Therapie verhindern. Dadurch könnten einerseits die Ängste und Belastungen der Männer verringert und andererseits die Kosten für das Gesundheitssystem reduziert werden. Darüber hinaus erlaubt die PROBASE-Studie den Aufbau einer großen deutschen Biobank, mit der sich künftig zahlreiche weitere Fragen zum Prostatakarzinom erforschen lassen.
 

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