Prof. Nadia Harbeck hielt die „Emmanuel van der Schueren Lecture“ zur Eröffnung der Europäischen Brustkrebskonferenz

Prof. Nadia Harbeck hielt die „Emmanuel van der Schueren Lecture“ zur Eröffnung der Europäischen Brustkrebskonferenz

Professor Dr. Nadia Harbeck vom Klinikum rechts der Isar ist eine der Pionierinnen, wenn es um neue Behandlungsmethoden von Brustkrebs geht. Die von ihr mitentwickelte Testmethode, mit der die Konzentration bestimmter Eiweißstoffe (uPA und PAI-1) im Tumorgewebe gemessen wird, kann Patientinnen dabei helfen, sich für oder gegen eine Chemotherapie zu entscheiden. Für ihre Forschung wurde Nadia Harbeck jetzt eine besondere Ehre zuteil. Sie war berufen worden, die „Emmanuel van der Schueren Lecture“ zu halten, mit der die 6.Europäische Brustkrebs Konferenz (EBCC-6) am 16. April in Berlin eröffnet wurde. Ihr Thema: „Aggressive Tumoren als besondere Herausforderung – Wege einer individualisierten Patientenversorgung“.

Die EBCC-6 ist das zentrale europäische Forum zum Thema Brustkrebs. Mehr als 5500 Teilnehmer aus rund 90 Ländern tagten bis zum 19. April im ICC. Die Konferenz zielt darauf ab, den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Wissenschaftlern und Patienten zu stärken und zu unterstützen. Es wird der neueste Stand der Forschung dargestellt und über ethische, soziale, politische und praktische Fragen diskutiert.
Mit dem besonderen Festvortrag zu Beginn soll an den belgischen Wissenschaftler Emmanuel van der Schueren erinnert werden. Er gilt als eine der Wegbereiter in der europäischen Krebsforschung und vor allem auch in der europaweiten Vernetzung der verschiedenen Fachgesellschaften und Verbände. Der engagierte Forscher und europäische Visionär starb 1998 im Alter von 54 Jahren, wenige Monate, nachdem bei ihm ein Krebs in der Bauchspeicheldrüse diagnostiziert worden war. Ihm zu Ehren startet jede EBCC mit einem nach van der Schueren benannten Festvortrag.

Die Festrednerin des EBCC-6, Nadia Harbeck, hat sich schon vor Jahren der translationalen Forschung verschrieben. Translationale Forschung will dafür sorgen, dass Erkenntnisse und Ideen der Grundlagenforschung möglichst schnell in Strategien zur Vorbeugung und Behandlung von Patientinnen und Patienten umgesetzt werden. „Um die Heilungschancen bei Brustkrebs zu verbessern, müssen neue Erkenntnisse aus der Tumorbiologie konsequent genutzt und weiter entwickelt werden“, sagt Harbeck.

Mit dem uPA und PAI-1-Test wird gemessen, wie viel dieser Eiweißstoffe im Tumorgewebe konzentriert sind. Hilfreich ist das Ergebnis vor allem für so genannte nodal-negative Patientinnen, deren Lymphknoten frei von Tumorbefall sind. Bei einem niedrigen uPA/ PAI-1-Gehalt haben sie eine sehr gute Prognose für den weiteren Krankheitsverlauf und können sogar erwägen, auf eine vorbeugende (adjuvante) Chemotherapie zu verzichten. Um den Gehalt von uPA/PAI-1 zu messen, wird frisches oder tiefgefrorenes Tumorgewebe untersucht, das bei einer Stanzbiopsie oder Operation entnommen wurde.
Seit Ende 2007 wird der Test in den Leitlinien der ASCO (American Society of Clinical Oncology) empfohlen. Er wurde maßgeblich in Deutschland entwickelt und ist seit 2002 in den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) verankert. Auch außerhalb von Studien ist der uPA/PAI-1 Test somit zur Therapieentscheidung bei frühem Brustkrebs empfohlen.

Die Forschung zum Brustkrebs ist also weit gekommen, die Versorgungsstrukturen in Deutschland aber sind noch längst nicht darauf eingerichtet. „Leider ist die Testmethode bislang nicht über den Vergütungskatalog der Krankenkassen abgedeckt. Viele Brustzentren und Frauenkliniken subventionieren ihre Strukturen wie auch die uPA/PAI-1 Testung aus klinikeigenen Mitteln. Hier muss ein Umdenken bei den Kostenträgern stattfinden“, sagt Harbeck auf dem EBCC-6.

 

Pressekontakt:
Tanja Schmidhofer
Klinikum rechts der Isar
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