Steigert die Wiesn die Häufigkeit der Bauchspeicheldrüsenentzündung?

Steigert die Wiesn die Häufigkeit der Bauchspeicheldrüsenentzündung?

PROST! (Pancreatitis during Oktoberfest Study): Multizentrische Studie zur Häufigkeit der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung

Das Münchner Oktoberfest lockt Jahr für Jahr Millionen von Menschen auf die Theresienwiese, die dort innerhalb weniger Tage über 6 Millionen Liter Bier zu trinken. „Nirgendwo auf der Welt gibt es ein Ereignis, bei dem von so vielen Menschen in so kurzer Zeit so viel Alkohol getrunken wird wie auf der Wiesn“ so PD Dr. Wolfgang Huber und Dr. Veit Phillip von der gastroenterologischen Intensivstation im Klinikum rechts der Isar. „Dies bietet die einzigartige Möglichkeit, den Einfluss von Alkohol auf bestimmte Krankheitsbilder zu untersuchen.“

Die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung ist eine häufige und schwere Erkrankung, die in bis zu 50 Prozent der Fälle durch einen Alkoholexzess ausgelöst wird. In einer Multizentrischen Studie unter Leitung von Huber und Phillip wurden erstmals in großem Umfang prospektive Daten zur Inzidenz der akuten Pankreatitis in Deutschland erhoben. An 27 Kliniken in München und in den angrenzenden Landkreisen wurden über drei Monate hinweg alle Patienten mit einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung erfasst. Durch die hervorragende Kooperation mit den anderen Kliniken konnten die Daten für mehr als 95 Prozent der Akutbetten im Einzugsgebiet von circa drei Millionen Einwohnern erhoben werden.

In jedem der teilnehmenden Krankenhäuser konnten die Wissenschaftler mindestens einen Arzt gewinnen, der jeden Patienten, der mit einer akuten Pankreatitis aufgenommen wurde, an das Studienteam meldete. Jeder Patient wurde daraufhin von einem Doktoranden besucht und über seine Krankheitsgeschichte sowie seine Trinkgewohnheiten befragt. Mit einem weiteren Besuch ermittelten die Doktoranden Daten zum Krankheitsverlauf. „Dank der überwiegend hervorragenden Kooperation mit den anderen Kliniken konnten wir über 190 Patienten mit akuter Bauchspeicheldrüsenerkrankung in die Studie einschließen“, so Prof. Roland M. Schmid, Direktor der II. Medizinischen Klinik am Klinikum rechts der Isar und international anerkannter Spezialist für Bauchspeicheldrüsen-erkrankungen.

Erste noch unveröffentlichte Ergebnisse weisen daraufhin, dass die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung mit 43 Fällen pro 100.000 Einwohner im Jahr mehr als doppelt so häufig vorkommt als bisher angenommen. Die häufigste Ursache für eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung waren Gallensteine (34%), gefolgt von Alkohol (30%). Zudem konnten geschlechts- und altersspezifische Unterschiede zu den einzelnen Ursachen ermittelt werden. Bei Frauen, die älter sind als 72 Jahre, sind Gallensteine mit 90prozentiger Sicherheit die Ursache für eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung. Bei Männern, die noch jünger als 60 Jahre sind, ist mit einer Spezifität von 96 Prozent von einer alkoholischen Ursache auszugehen.

Nach ersten Auswertungen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Klinische Epidemiologie und Statistik am Klinikum rechts der Isar scheint jedoch das Oktoberfest keinen Einfluss auf die Häufigkeit der Bauchspeicheldrüsenerkrankung zu haben. Die absolute Zahl an Bauchspeicheldrüsenentzündungen stieg nämlich während der Wiesn 2008 nicht an und auch der Anteil der alkoholbedingten Erkrankungen an der Gesamtzahl der Bauchspeicheldrüsenentzündungen nahm nicht zu. „Warum dies so ist, können wir noch nicht belegen“, sagt Phillip. „Möglicherweise hängt es damit zusammen, dass auf der Wiesn vor allem Bier getrunken wird und alkoholbedingte Bauchspeicheldrüsen-entzündungen eher durch hochprozentigere Getränke verursacht werden.“

 

 


Pressekontakt:
Tanja Schmidhofer
Klinikum rechts der Isar
Ismaninger Str. 22 · D-81675 München
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