Prof. Dr. Jan Kirschke ist neuer Leiter der Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie

Hier hatte Kirschke auch seine Ausbildung begonnen: Nach seinem Studium in Regensburg und München promovierte er 2004 an der TUM. Es folgten ein Fellowship an der University of California in San Francisco (UCSF). Danach zog es Kirschke zurück ans TUM Klinikum, wo er in der Radiologie zunächst seine Facharztausbildung absolvierte, sich 2012 habilitierte und dann in die Neuroradiologie wechselte.
Parallel engagierte sich Kirschke früh in der Forschung – zunächst als Arbeitsgruppenleiter einer Kooperation mit dem Max Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching. Später folgten weitere Kooperationen mit der Biophysik der TUM. Für seine herausragende Forschung erhielt Kirschke drei der begehrten ERC-Grants, mit denen das European Research Council (ERC) Spitzenforschung fördert, darunter 2014 ein ERC Starting Grant und 2022 ein ERC Consilidator Grant.
Kirschkes Forschungsschwerpunkt liegt dabei auf der Bildverarbeitung mittels Künstlicher Intelligenz: „Ich fokussiere mich auf die automatisierte Extraktion relevanter quantitativer Biomarker aus der Bildgebung. Dabei spielen Methoden des maschinellen Lernens eine zentrale Rolle“, erklärt er. Im Projekt „iBack-epic“ entwickelt Kirschke mit seinem Team Analyseverfahren, die es ermöglichen sollen, Ursachen chronischer Rückenschmerzen in Aufnahmen der Wirbelsäule automatisiert aufzuspüren.
Im klinisch-diagnostischen Bereich beschäftigt sich Kirschke vor allem mit der quantitativen Magnetresonanztomografie (MRT), insbesondere bei entzündlichen Erkrankungen des Zentralnervensystems wie der Multiplen Sklerose, aber auch bei neurodegenerativen Erkrankungen und dem Schlaganfall. Therapeutisch zählt die mechanische Thrombektomie zu seinen Schwerpunkten: Bei Patientinnen und Patienten mit einem Schlaganfall verstopft ein Blutgerinnsel ein Gefäß im Gehirn. Oft lässt sich dieses nicht durch Medikamente auflösen, sondern muss durch einen Kathetereingriff entfernt und damit die Durchblutung wiederhergestellt werden. So lassen sich bleibende Schäden in vielen Fällen verhindern: „Die mechanische Rekanalisation ist eine der effektivsten Therapien“, erklärt Kirschke. „Sie hat die Rate an Patienten und Patientinnen, die ins Pflegeheim müssen, drastisch reduziert.“ Auch Hirnaneurysmen, gefährliche Aussackungen von Blutgefäßen im Gehirn, behandelt Kirschke mit seinem Team minimalinvasiv via Katheter. Dies sowie die interventionelle Schmerztherapie an der Wirbelsäule zählen ebenfalls zu seinen therapeutischen Schwerpunkten.
„Ich arbeite sehr gern mit Menschen – und ich helfe gern“, sagt Kirschke. Daneben fasziniere ihn komplexe Technik und wie sich diese für Menschen nutzbar machen lässt. „In der Forschung neue Methoden zu entwickeln, die einer Vielzahl an Menschen wirklich helfen können, und das Verständnis für das wohl komplexeste Organ von Lebewesen – das Gehirn – zu verbessern, finde ich extrem spannend.“