Neues Angio/CT-Hybridsystem macht Behandlungen noch sicherer

Neues Angio/CT-Hybridsystem macht Behandlungen noch sicherer

Das Universitätsklinikum rechts der Isar hat einen weiteren Schritt in die Zukunft der Medizin gemacht – mit dem neuen Nexaris-Hybridsystem von Siemens Healthineers. „Diese innovative Technologie kommt unseren Patient*innen unmittelbar zugute“, sagt Prof. Philipp M. Paprottka, Chefarzt der Sektion Interventionelle Radiologie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM). Denn das Hybridsystem kombiniert eine hochmoderne Angiographie-Anlage mit einem Computertomographen (CT). „Mehr sehen und exakter therapieren“, so fasst Paprottka die Vorteile für Patient*innen zusammen. 

Während die Angiographie-Anlage zweidimensionale Echtzeitbilder erzeugt, liefert die Computertomographie (CT) präzisere Aufnahmen in 3D. Nexaris fusioniert diese Darstellungen, wodurch dann ein sehr genaues Bild des Körperinneren entsteht. „Bislang nutzen erst wenige Kliniken im europäischen Raum diese Kombination von CT- und Angiographie-Systemen“, sagt Paprottka. „Und unsere Patient*innen profitieren sehr davon – sie werden mit höchster Präzision behandelt.“ Denn: Minimalinvasive Eingriffe, bei denen Mediziner*innen – dank bildgebender Verfahren – auf kleine Zugänge statt große Schnitte setzen, werden dank Nexaris noch sicherer. Zudem treibe das neue Hybridsystem den wissenschaftlichen Fortschritt voran. „Schon bald werden wir unsere Studienergebnisse Kolleg*innen und der Fachwelt zur Verfügung stellen können“, sagt Paprottka.

Er weiß: Jedes System, sowohl die Angiographie als auch die CT, kann für sich allein an Grenzen kommen: „Vereinfacht gesagt funktioniert die Angiographie, als würden sie Ihre Hand vor eine Taschenlampe halten und den Schatten an der Wand betrachten: Sie können nur die Umrisse erkennen“, erklärt Paprottka. „Aber: Es fehlt die 3D-Information. Sie können also nicht genau sehen, ob sich etwas weiter vorn oder hinten im Körper befindet.“ Diese Information liefert nur die CT. Soll beispielsweise ein Lebertumor lokal mit einem Chemotherapeutikum behandelt (Chemoembolisation) und zusätzlich mit Hitze abgetötet werden (lokale Thermoablation), geschah dies für Patient*innen bisher an zwei unterschiedlichen Tagen. Dank Nexaris ist das jetzt anders: ein Termin genügt.

Geringere Strahlenbelastung, weniger Kontrastmittel

So ein Vorgehen beschleunigt nicht nur die Therapie. Bei vielen Eingriffen sinkt auch die Strahlenbelastung, zudem lasse sich Kontrastmittel bei einigen Interventionen auf rund ein Zehntel reduzieren oder man könne sogar komplett darauf verzichten – ein großer Vorteil, etwa für Patient*innen mit eingeschränkter Nierenfunktion oder einer Kontrastmittel-Allergie. Vor allem im Notfall ist der Faktor Zeit entscheidend: Um eine Blutung zu stoppen, müssen Arzt oder Ärztin rasch alle blutenden Gefäßäste finden. „Allein mit der Angiographie dauert das oft länger“, erklärt Paprottka. Mit dem Nexaris lasse sich indes die CT-Aufnahme, die eine räumliche Darstellung der Gefäße erlaubt, einfach in die Angiografie-Bilder einblenden. Somit kann ein Gefäßast nach dem anderen schnell und gezielt verschlossen werden – bis die Blutung ohne offene Operation gestoppt ist. Seit dem Start der Anlage Ende November 2021 wurden bereits mehr als 1500 Patient*innen mit dem Angio/CT-Hybridsystem therapiert – darunter auch einige, für die es zuvor keine Behandlungsoption gab. Für Paprottka steht daher bereits jetzt fest: „Das neue System ist jeden Cent wert – denn es dient unmittelbar dem Patientenwohl.“

 

Prof. Philipp M. Paprottka, Chefarzt der Sektion Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum rechts der Isar, bei der Behandlung eines Patienten mit dem neuen Angio/CT-Hybridsystem. Foto: Siemens Healthineers

Prof. Philipp M. Paprottka, Chefarzt der Sektion Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum rechts der Isar, bei der Behandlung eines Patienten mit dem neuen Angio/CT-Hybridsystem. Foto: Siemens Healthineers

Die wichtigsten Therapieoptionen mit dem Nexaris-Hybridsystem:

  • Nadelbiopsie bei einem Krebsverdacht: Mit einer Nadel, die durch die Haut gezielt in den Tumor gestochen wird, lässt sich etwas Gewebe millimetergenau aus verdächtigen Knoten entnehmen, um dieses anschließend auf Krebszellen untersuchen zu können.
  • Minimalinvasive Tumortherapie von innen: Gefäße, die einen Tumor mit Blut versorgen, werden gezielt von innen aufgesucht, um chemotherapeutische Medikamente direkt in den Tumor zu spritzen – oder auch radioaktiv strahlende Partikel, die eine Strahlentherapie von innen ermöglichen; das kann das Tumorwachstum zum Beispiel bei bösartigem Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom, cholangiozelluläres Karzinom) oder Lebermetastasen (z. B. von Darm-, Haut- und Brustkrebs) bremsen oder stoppen.
  • Minimalinvasive Tumortherapie von außen: die Tumore können durch kleinste Zugangswege gezielt abgetötet werden – millimetergenau.
  • Therapie der gutartigen Prostatavergrößerung und von Uterusmyomen: Eine vergrößerte Prostata oder auch gutartige Tumore der Gebärmutter (Uterusmyome) verkleinern sich, wenn sie weniger gut durchblutet werden. Dazu verschließt man einige versorgende Blutgefäße minimalinvasiv (Embolisation).
  • Wiedereröffnen verschlossener oder verengter Blutgefäße (Rekanalisation) zum Beispiel der Niere oder der Beine
  • Blutungen im Notfall stoppen – ohne offene Operation
     

Hintergrund zum Bau und Betrieb des Nexaris-Hybridsystems:

Das neue Nexaris-Hybridsystem ist in einem abgeschlossenen Bereich im Radiologie-Trakt im Erdgeschoss des Universitätsklinikums rechts der Isar untergebracht. Dieser insgesamt 280 Quadratmeter große Bereich wurde von Januar bis November 2021 vollständig umgebaut. Im Herbst 2021 erfolgte auch die Installation der beiden High-End-Großgeräte: einem Computertomographen und einer Angiographie-Anlage. Um diese Geräte nicht nur im Hybridmodus, sondern auch separat nutzen zu können, sind diese in zwei Räumen untergebracht, die direkt nebeneinanderliegen und sich durch eine 2,6 Tonnen schwere Strahlenschutztür trennen lassen. Um in den Hybridbetrieb zu wechseln, öffnet sich diese Schiebetür und schafft so einen einzigen, insgesamt 80 Quadratmeter großen Interventionsraum. Auf Schienen bewegt sich der fahrbare Computertomograph dann zur Angiographie-Anlage – und nach nur einer Minute ist das Nexaris-Hybridsystem einsatzbereit.

Beteiligte Fachbereiche und Kliniken: 
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