Bakterielle Hirnhautentzündung - schneller Therapiebeginn senkt Sterblichkeit

Bakterielle Hirnhautentzündung - schneller Therapiebeginn senkt Sterblichkeit

Antibiotika gehören zu den wichtigsten Arzneimitteln überhaupt. Doch je häufiger sie eingesetzt werden, desto größer wird die Gefahr, dass sich Resistenzen bilden. Um einen rationalen Umgang mit Antiinfektiva zu fördern, hat die Stabsstelle Antibiotic Stewardship des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) die interdisziplinäre Fortbildungsreihe „Antibiotika-Führerschein“ entwickelt. Renommierte Expert*innen stellen in anwendungsorientierten Vorträgen neue Erkenntnisse zu Themen wie Tuberkulose-Therapie, Antibiotika-Allergien oder multiresistente Erreger vor.

Dr. Silke Wunderlich, Fachärztin für Neurologie am Universitätsklinikum rechts der Isar, ging in ihrer „Fahrstunde“ auf Infektionen des Zentralen Nervensystems und deren Behandlungsmöglichkeiten ein. Für uns beantwortete sie die wichtigsten Fragen zur bakteriellen Gehirnhautentzündung.

 
Wie lässt sich eine bakterielle Meningitis diagnostizieren?

Wunderlich: Bei einer bakteriellen Meningitis kommt es zu einer raschen Verschlechterung des Allgemeinzustandes, oft mit klinischen und laborchemischen Zeichen einer Sepsis, also einer Blutvergiftung. Diese kann sich innerhalb weniger Stunden entwickeln. Fieber, Kopfschmerzen und meningeale Reizzeichen wie Erbrechen oder Nackensteife sind typische Symptome. Viele Patientinnen und Patienten haben ein getrübtes Bewusstsein. Neben dem typischen klinischen Befund ist für die Diagnose die Untersuchung des Liquors, des Nervenwassers, entscheidend. Dieser ist meist eitrig-trüb mit deutlich erhöhter Leukozytenzahl und erhöhtem Proteinanteil. Für eine gezielte antibiotische Therapie ist der Erregernachweis im Liquor ausschlaggebend, in 50 Prozent der Fälle gelingt dies auch in Blutkulturen.

Was sind die häufigsten Erreger einer bakteriellen Meningitis?

Wunderlich: Am häufigsten wird eine ambulant erworbene bakterielle Meningitis im Erwachsenenalter durch Pneumokokken und Meningokokken verursacht. Insbesondere ab dem 60. Lebensjahr müssen zudem Listerien in Betracht gezogen werden, die allerdings weniger als 5 Prozent aller Erkrankungen ausmachen. Bei nosokomialen, also im Krankenhaus erworbenen Meningitiden – beispielsweise nach Schädel-Hirn-Trauma oder operativen Eingriffen – sind zudem Staphylokokken und gramnegative Bakterien bei der Wahl der empirischen Antibiotikatherapie zu berücksichtigen.

Wann sollte spätestens mit einer Antibiotika-Therapie begonnen werden?

Wunderlich: Die bakterielle Meningitis ist noch immer eine schwere Erkrankung. An einer Pneumokokkenmeningitis sterben 15 bis 20 Prozent der betroffenen Patientinnen und Patienten. Die Prognose hängt dabei entscheidend vom Beginn der antibiotischen Therapie ab. Eine Behandlungsverzögerung um wenige Stunden führte in klinischen Studien zu einer höheren Sterblichkeit und einer höheren Rate neurologischer Langzeitfolgen. Die Antibiotikagabe sollte daher innerhalb der ersten ein bis maximal drei Stunden nach Aufnahme im Krankenhaus begonnen werden. Zudem muss rasch nach der Eintrittspforte der Erreger in den Körper gesucht werden.

Welche Antibiotika-Therapie wird bei Verdacht auf bakterielle Meningitis leitliniengerecht eingesetzt?

Wunderlich: Bereits bei Verdacht auf eine bakterielle Meningitis wird unter Berücksichtigung des Patientenalters, prädisponierender Faktoren und des damit wahrscheinlichsten bakteriellen Erregers behandelt. Bei einer ambulant – also außerhalb des Krankenhauses – erworbenen Meningitis kombiniert man ein Cephalosporin der 3. Generation mit Ampicillin. Zudem erfolgt eine Komedikation mit Dexamethason, was in Studien die Letalität von Patientinnen und Patienten mit Pneumokokken¬meningitiden senken konnte. Im Falle nosokomialer Meningitiden erfolgt – auch aufgrund des höheren Risikos multiresistenter Erreger – eine breite antibiotische Behandlung mit Meropenem und Vancomycin. Eine Anpassung der Antibiotikatherapie erfolgt im Verlauf in Abhängigkeit von Erreger sowie Resistenzspektrum.

 

Weitere Informationen im Veranstaltungs-Flyer

 

 

Dr. Silke Wunderlich - Referentin des Antibiotika-Führerscheins

Dr. Silke Wunderlich, Fachärztin für Neurologie am Universitätsklinikum rechts der Isar der TUM

Beteiligte Fachbereiche und Kliniken: 

Klinik und Poliklinik für

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