Das Intensivtagebuch
Das Intensivtagebuch wird während der Zeit der Bewusstseinsstörung eines Patienten von Pflegenden und meist auch von Angehörigen geführt. Es beschreibt in täglichen Einträgen die medizinische Entwicklung des Patienten oder der Patientin, zum Beispiel, ob eine Therapie eingeführt oder beendet werden konnte. Ob er oder sie vielleicht schon auf dem Weg der Besserung ist oder sich der Zustand trotz intensiver Behandlung verschlechtert hat. Aber auch persönliche Eindrücke und Beobachtungen werden niedergeschrieben. Wie geht es dem Patienten heute? Hat er oder sie z.B. gelächelt oder gestöhnt – und darum ein Schmerzmittel erhalten? Wurde ein Händedruck erwidert? Es sind persönlich formulierte Nachrichten an den Patienten, die ihm oder ihr später helfen können, die Zeit auf der Intensivstation besser zu verstehen und zu verarbeiten.
In Skandinavien und England ist das Intensivtagebuch bereits weit verbreitet und gilt als evidenzbasierte Maßnahme mit einer langanhaltenden positiven Wirkung für die Patienten. Viele Patienten, gerade wenn sie sediert werden müssen, träumen besonders intensiv und können später nicht mehr genau zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden. Da häufig sehr bedrohliche Erlebnisse geträumt werden, kann eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entstehen. Auch Angehörige können davon betroffen sein. Ein Intensivtagebuch hat einen nachgewiesenen lindernden Einfluss auf die Entstehung von PTBS, Angst und Depression. Darum wird es nach und nach auf allen Intensivstationen des Klinikums rechts der Isar eingeführt werden.