Neue digitale Nachsorge für Brustkrebspatientinnen

Neue digitale Nachsorge für Brustkrebspatientinnen

Projekt „PRISMA“ unter der Leitung des Universitätsklinikums rechts der Isar -
3,46 Millionen Förderung für bayernweite Versorgungsstudie durch den Innovationsfonds des G-BA

Für Frauen mit hormonsensitivem Brustkrebs ist die Behandlung auch nach Operation, Chemo- und Strahlentherapie nicht vorbei: Viele müssen auch in der Nachsorge noch jahrelang Medikamente einnehmen, denn eine fünf- bis zehnjährige Antihormontherapie kann das Risiko eines Rezidivs, also eines Rückfalls, halbieren. Dennoch setzen 14 bis 50 Prozent der Frauen die tägliche Tablette schon innerhalb der ersten zwei Jahre ab – weil sie nicht mehr an ihre Krankheit erinnert werden wollen oder weil sie Nebenwirkungen haben.

Doch kann eine neue, digitale Form der Nachsorge verhindern, dass so viele Frauen ihre Therapie abbrechen – und damit ihre Chance auf ein krebsfreies Leben aufs Spiel setzen? Genau das soll jetzt das Projekt PRISMA (Primäres Hormonsensititves Mammakarzinom) klären. „Wir wollen mit dieser neuen Versorgungsform die Lebensqualität und Therapietreue von Brustkrebspatientinnen verbessern“, sagt Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) und Leiterin der Studie, an der sich 30 zertifizierte Brustzentren in ganz Bayern beteiligen. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der AOK Bayern, der DAK Gesundheit und der Siemens Betriebskrankenkasse (SBK) durchgeführt und vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) mit insgesamt 3,46 Millionen Euro für die nächsten dreieinhalb Jahre gefördert. Die technische Umsetzung erfolgt durch die BITS GmbH, München.

Betroffene Frauen nutzen dabei die eigens für Brustkrebs-Patientinnen entwickelte App „Meine Busenfreundin“ (entwickelt von der Frauenklinik, Klinikum rechts der Isar, TUM und AIM-Apps in Medicine GmbH mittels einer Förderung des Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie). Diese erinnert sie nicht nur daran, täglich ihre Antihormon-Tablette einzunehmen, erfragt ihre Therapietreue und fordert sie im Zwei-Wochen-Abstand auf, standardisierte Fragen zu ihrem körperlichen und psychischen Befinden zu beantworten, etwa zu Stressbelastung, Ängsten, Stimmung, aber auch zu Nebenwirkungen der Therapie. Im Projekt PRISMA wird diese App zudem über eine Schnittstelle mit einer webbasierten Plattform verbunden, auf die (allein) das behandelnde Brustzentrum Zugriff und Einsicht auf die Daten seiner Patientinnen erhält. Das erlaubt es der App bei wiederholt auffälligen Angaben der Patientin über eine Feedback-Funktion das zuständige Brustzentrum automatisiert zu benachrichtigen. Dort kann sofort eine „Breast Care Nurse“ oder eine onkologisch geschulte Pflegefachkraft reagieren, mit der betroffenen Patientin Kontakt aufnehmen und diese etwa per Videogespräch oder auch telefonisch beraten. Die App soll zudem selbstständig erkennen, wenn eine Unterstützung durch eine Pflegefachkraft nicht ausreicht: Tritt das gleiche Problem in einer definierten Anzahl wiederholt hintereinander  auf und bei extremen Belastungen oder gravierenden Nebenwirkungen informiert sie sofort eine Ärztin oder einen Arzt des Brustzentrums, die dann wiederum umgehend reagieren können.

Das Ziel: Dieses schnelle und bedarfsgerechte Eingreifen soll verhindern, dass Frauen ihr Medikament vorzeitig absetzen - obwohl sich das ursächliche Problem womöglich einfach und schnell lösen ließe. Die web-basierte Versorgung erlaubt es zudem, die Frauen auch zwischen ihren Nachsorgeterminen zu begleiten. Und: „Durch die digitale Anbindung können wir alle Patientinnen in der Fläche erreichen – auch wenn sie im ländlichen Raum in Bayern leben“, sagt Kiechle.

Wie gut die App-Begleitung Patientinnen mit hormonsensitivem Brustkrebs helfen kann, wird im Projekt PRISMA zunächst an 400 Probandinnen im Rahmen einer randomisierten Studie untersucht. Die eine Hälfte der Patientinnen wird dabei die neue digitale Versorgung nutzen, die andere Hälfte erhält zum Vergleich eine konventionelle Brustkrebs-Nachsorge. Bewährt sich die neue Form der Versorgung mit digitaler Unterstützung, könnte diese künftig Teil der Regelversorgung werden – und damit vielen Frauen helfen. So ist Brustkrebs mit knapp 70 000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland nicht nur die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Bei rund zwei Dritteln der Betroffenen wird ein hormonsensitiver Brusttumor festgestellt – sie alle könnten von der digitalen Versorgung profitieren.

https://innovationsfonds.g-ba.de/projekte/neue-versorgungsformen/prisma-primaeres-hormon-sensitives-mammakarzinom-bedarfsgerechte-optimierung-der-versorgung-durch-eine-patientenzentrierte-digitale-anwendung.431

Konsortialpartner:

https://www.sg.tum.de/chec/startseite/
https://www.mybits.de
https://www.appsinmedicine.de
https://www.aok.de/pk/bayern/
https://www.dak.de/dak/pressekontakte/bayern-2098782.html#/

 

 

Professor Marion Kiechle, Direktorin Frauenklinik

Professor Dr. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik am Klinikum rechts der Isar der TUM
Foto: Michael Stobrawe, Klinikum rechts der Isar

Beteiligte Fachbereiche und Kliniken: 

Klinik und Poliklinik für

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