Neue Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit Bauchfellkarzinose am Klinikum rechts der Isar

Neue Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit Bauchfellkarzinose am Klinikum rechts der Isar

Komplexe Therapie kombiniert Operation, Chemotherapie und Überwärmung

Die Chirurgische Klinik des Klinikums rechts der Isar der TU München bietet seit diesem Jahr eine neue Therapieoption für Patienten mit bösartigen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts an, bei denen sich eine Peritonealkarzinose, eine Tumorerkrankung des Bauchfells, entwickelt hat. Bis vor kurzem galt diese Erkrankung als unheilbar. Mit der neuen Behandlungsmöglichkeit, der hyperthermen intraoperitoneale Chemoperfusion (HIPEC), einer Kombination aus Chemo- und Überwärmungstherapie, in Verbindung mit einer Operation konnten in der Klinik bereits mehrere Patienten erfolgreich behandelt werden.

Rund 20.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr an einer Peritonealkarzinose. Bei dieser Tumorerkrankung, die meist als Folge von Krebserkrankungen des Magen-Darm-Traktes auftritt, ist das Bauchfell (Peritoneum), großflächig mit Tumoren besetzt. Bislang gab es für die Patienten keine Heilungschance, so dass lediglich palliativmedizinische Maßnahmen in Betracht kamen. In den vergangenen Jahren wurden neue multimodale Therapiekonzepte für die Peritonealkarzinose entwickelt, die die operative Entfernung der Tumoren mit einer lokalen erwärmten Chemotherapie im Bauchraum (HIPEC) kombinieren. Studien belegen, dass bei einer Peritonealkarzinose ohne Fernmetastasen das Überleben durch die Kombinationstherapie im Vergleich zu einer palliativen Chemotherapie deutlich erhöht wird.

Seit dem Beginn des HIPEC-Programmes am Klinikum rechts der Isar konnten bereits fünf Patienten mit Darmkrebs und Peritoneal-Metastasen erfolgreich behandelt werden. Die Patienten sind derzeit tumorfrei und befinden sich in der engmaschigen ambulanten Nachsorge.

Integraler Bestandteil des Therapieansatzes ist die so genannte cytoreduktive Chirurgie (CRS), bei der das gesamte sichtbare Tumorvolumen operativ entfernt wird. Am Ende des Eingriffs werden eventuell noch vorhandene Resttumorzellen mit einer im Bauchfell (Peritoneum) angewendeten Chemotherapie abgetötet. Über mehrere Drainagen wird das Chemotherapeutikum in den Bauchraum geleitet. Die Flüssigkeit wird außerhalb des Körpers erwärmt, so dass im Bauchfell eine Temperatur von ca. 42° C erreicht wird. Dadurch werden die Wirksamkeit und der direkte tumorzerstörende Effekt des Chemotherapeutikums verbessert. Die Behandlung ist komplex: die Operation dauert oft bis zu 10-12 Stunden, die Wärme-Chemotherapie dauert etwa eine Stunde. Anschließend bleibt die Drainage für 48 Stunden im Bauchraum.

Weitere Indikationen für Kombinationstherapie sind die Bauchfellerkrankungen Pseudomyxoma peritonei und peritoneales Mesotheliom, bei denen ein krankheitsfreies Fünf-Jahres-Überleben von 68,5 bzw. 50 Prozent erreicht werden kann.

Prof. Jörg Kleeff, Komm. Direktor der Chirurgischen Klinik, erläutert: „Entscheidend für den Erfolg dieser komplexen Therapie ist die Auswahl der Patienten, die davon profitieren. Aus diesem Grunde werden Patienten mit Peritonealkarzinose – so wie übrigens alle onkologischen Patienten – im interdisziplinären Tumorboard mit den Kollegen der Medizinischen Klinik, der Onkologie, der Radiologie und Strahlentherapie diskutiert. So können wir von der Expertise aller bei der Behandlung von Tumorpatienten beteiligten Fachdisziplinen profitieren und so gemeinsam die optimale Therapie für unsere Patienten wählen.“


Abb.: Schematische Darstellung der HIPEC-Behandlung (Kardialgut; www.kardialgut.de)

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