Neue Erkenntnisse zur Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs

Neue Erkenntnisse zur Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs

Eine international besetzte Forschergruppe um Oberarzt Privatdozent Dr. med. Hana Algül von der II. Medizinischen Klinik des Klinikums rechts der Isar der TU München hat einen neuen Mechanismus identifiziert, wie Bauchspeicheldrüsenkrebs entsteht. Dieser Mechanismus könnte eine neuartige und zielgerichtete Therapie der bisher als unheilbar eingestuften Erkrankung ermöglichen. Die Arbeit wird heute in der Fachzeitschrift Cancer Cell veröffentlicht („Stat3/Socs3 Activation by IL-6 Transsignaling Promotes Progression of Pancreatic Intraepithelial Neoplasia and Development of Pancreatic Cancer“, doi:10.1016/j.ccr.2011.03.009).

Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) gehört nach wie vor zu den gefährlichsten Krebsarten. Fast alle am Pankreaskarzinom erkrankten Patienten sterben an diesem Tumor. Dies liegt zum einen daran, dass die Erkrankung häufig erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird. Zum anderen fehlen gegenwärtig spezifische Medikamente zur effektiven Bekämpfung des Pankreaskarzinoms.

Voraussetzung für die Entwicklung entsprechender Medikamente ist das Verständnis grundlegender Mechanismen der Krebsentstehung in der Bauchspeicheldrüse. Obwohl eine Ansammlung von Abwehrzellen, der so genannten Immunzellen, im Tumorgewebe von Patienten mit Pankreaskarzinom bekannt war, blieb deren Einfluss auf die Krebsentstehung zunächst unklar.

Die Forschergruppe um PD Dr. Algül konnte nun entgegen allen bisherigen Erwartungen und zum Erstaunen der Fachwelt erstmalig aufzeigen, dass das angeborene Immunsystem das Voranschreiten der Erkrankung begünstigt und nicht wie angenommen hemmt. Immunzellen, die in das erkrankte Organ einwandern, vermitteln dabei über die Freisetzung des entzündungsfördernden Botenstoffes Interleukin-6 das Wachstum von Tumorzellen in der Bauchspeicheldrüse. Darüber hinaus konnten die Wissenschaftler nachweisen, über welches Zielmolekül dieser Botenstoff seinen fatalen Einfluss auf die Krebsentstehung ausübt. Ihre Arbeit wurde von der Deutschen Krebshilfe unterstützt.

Interessanterweise sind Medikamente, die diesen Botenstoff oder sein jeweiliges Zielmolekül hemmen, gegenwärtig verfügbar; sie werden unter anderem bei Rheumaerkrankungen eingesetzt. Angesichts der kaum vorhandenen Therapieoptionen beim Pankreaskarzinom hoffen die Forscher der II. Medizinischen Klinik am Klinikum rechts der Isar, dass durch die neuen Erkenntnisse diese bereits bekannten Medikamente auch bei der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs zum Einsatz kommen. Vor dieser Off-Label-Verwendung müssen jedoch noch präklinische Studien durchgeführt werden.

 

Pressekontakt:
Eva Schuster
Klinikum rechts der Isar
Ismaninger Str. 22 . D-81675 München
Fon 089 . 4140 20 42
Fax 089 . 4140 49 29
Eva.Schusteratmri.tum.de

 

 

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