Forscher des Klinikums rechts der Isar weisen Wirksamkeit eines Arzneimittels für neue Indikation nach

Forscher des Klinikums rechts der Isar weisen Wirksamkeit eines Arzneimittels für neue Indikation nach

Icatibant auch bei Angioödem wirksam, das durch Blutdruck senkende Medikamente ausgelöst wird

Eine Forschergruppe des Klinikums konnte nachweisen, dass der Wirkstoff Icatibant, der bereits bei erblich bedingten Angioödemen zum Einsatz kommt, auch bei der durch blutdrucksenkende Medikamente (ACE-Hemmer) ausgelösten Erkrankung wirksam ist. Bisher gibt es für diese Form des Angioödems kein zugelassenes Arzneimittel. Unter der Leitung von Privatdozent Dr. Murat Bas, Oberarzt an der HNO-Klinik am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, schloss das Team eine doppelt-verblindete, multizentrische Arzneimittelstudie erfolgreich ab.

Dr. Bas hatte die Idee und die Konzeption der wissenschaftlichen Arzneimittelstudie entwickelt und als Leiter der klinischen Prüfung in Kooperation mit dem Münchner Studienzentrum (Leitung: Dr. Christiane Blankenstein, Projektmanagement Beate Schossow) und dem Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie IMSE (Leitung: Prof. Dr. Klaus Kuhn) umgesetzt.

Das Angiotensin-Converting-Enzyme-Hemmer(ACEH)-induzierte Angioödem ist eine ödematöse Schwellung tieferer Hautschichten, die sowohl die äußere Haut als auch die Schleimhäute betreffen kann. Ausgelöst wird es durch blutdrucksenkende Medikamente, die ACE-Hemmer, die etwa acht Prozent der Bevölkerung regelmäßig einnehmen. Es tritt fast ausschließlich im Bereich der oberen Atem-Schluckstraße auf, wo es die Atmung beeinträchtigen und zum Tode führen kann.

In Deutschland erleiden jährlich etwa 35.000 Patienten ein akutes (ACEH)-induziertes Angioödem, wobei nicht alle Fälle im Krankenhaus versorgt werden. Trotz des häufigen Auftretens der Erkrankung ist bislang kein einziges Medikament für die Behandlung zugelassen. Antiallergische Medikamente wie Antihistaminika und Cortison haben bei medikamenten-induzierten Angioödemen keine nachgewiesene Wirkung.

Ziel der Studie war die Prüfung der pharmakologischen Wirkung des Wirkstoffs Icatibant beim ACEH-induzierten Angioödem im Vergleich zu Cortison und Antihistaminika. Icatibant ist momentan weltweit in 38 Ländern, einschließlich der Europäischen Union und den USA, zur Behandlung akuter erblicher Angioödeme bei Erwachsenen zugelassen.

Erste Analysen haben gezeigt, dass mit dem Wirkstoff die Schwellung komplett zurückging. Für die klinische Prüfung wurde innerhalb eines Jahres die erforderliche Fallzahl von 30 Patienten erreicht. Es handelte sich dabei um Patienten, die sich notfallmäßig mit einem ACEH-induzierten Angioödem in den HNO-Kliniken des Klinikums rechts der Isar, des Klinikums Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität, des Universitätsklinikums Essen und des Universitätsklinikums Ulm vorstellten.

„Wir freuen uns, dass wir nachweisen konnten, dass der Wirkstoff Icatibant auch für Patienten mit ACEH-induziertem Angioödem wirksam ist. Der nächste Schritt ist nun die Zulassung des Wirkstoffs für diese Indikation. Damit wäre erstmals ein Arzneimittel für die Patienten mit ACEH-induziertem Angioödem verfügbar“, so Dr. Bas.


 

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