Neue Möglichkeiten zur Früherkennung und Therapie einer schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung

Neue Möglichkeiten zur Früherkennung und Therapie einer schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung

Die Arbeitsgruppe um Oberarzt PD Dr. med. Hana Algül von der II. Medizinischen Klinik des Klinikums rechts der Isar hat gemeinsam mit dem Institut für Biochemie der Uni Kiel neue Möglichkeiten zur Früherkennung einer schweren akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) identifiziert. Diese Ergebnisse könnten von großer Relevanz für die Diagnose einer schweren Pankreatitis sein. Darüber hinaus eröffnen diese Erkenntnisse neue und zielgerichtete Therapieansätze für diese Erkrankung. Die Arbeit erscheint in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Journal of Clinical Investigation.

Die akute Pankreatitis ist eine relativ häufige Erkrankung, die meist in Folge von starkem Alkoholkonsum oder Gallensteinleiden auftritt. In der überwiegenden Anzahl der Fälle verläuft die akute Pankreatitis harmlos. Ein Teil der Patienten entwickelt jedoch eine sehr schwer verlaufende, mit Organversagen einhergehende Erkrankung. In diesem Zusammenhang ist das akute Lungenversagen, das sogenannte ARDS, eine schwerwiegende Komplikation. Bis heute fehlen zuverlässige Möglichkeiten, das Auftreten solcher Komplikationen bei der akuten Pankreatitis frühzeitig zu erkennen und therapeutisch zu verhindern.

Obwohl eine Erhöhung des Botenstoffes Interleukin-6 in der akuten Pankreatitis längst bekannt war, blieb die Funktion des Zytokins in dieser Erkrankung unverstanden. Darüber hinaus können mit der alleinigen Messung der IL-6 Spiegel keine sicheren Aussagen zur Prognose und damit Schweregrad der Entzündung getroffen werden. Die Forschergruppe von Dr. Algül konnte nun mit Hilfe tierexperimenteller Untersuchungen nicht nur erstmalig die Funktion des Botenstoffes in der Erkrankung aufdecken, es gelang ihnen noch überdies nachzuweisen, dass erst Messungen des Botenstoffes und seines löslichen Rezeptors (IL-6R) zuverlässig eine schwere Bauchspeicheldrüsenentzündung vorhersagen. Diese Erkenntnisse konnten auch in Patientenproben verifiziert werden. „Wir hoffen ähnlich wie beim Herzinfarkt, wo wir anhand eines prozentualen Verhältnisses zweier Enzyme die Diagnose sichern können, auch bei der akuten Pankreatitis mit dem neuen Quotienten zwischen IL-6 und seinem Rezeptor IL-6R eine Aussage zum Auftreten von Organversagen treffen zu können“, so der Studienleiter Privatdozent Dr. Algül. Interessanterweise zeigte die Forschergruppe der II. Medizinischen Klinik, dass die pharmakologische Hemmung des Botenstoffes mit seinem löslichen Rezeptor den Krankheitsverlauf einer schweren akuten Pankreatitis deutlich verbessert. In laufenden Untersuchungen mit der Universität Leipzig und der Ernährungsmedizin in Freising versuchen nun die Forscher herauszufinden, ob eine genetische Veranlagung die Wirkung des Botenstoffes und seines Rezeptors bestimmt. Ob die Hoffnung der Forscher, diese neuen Erkenntnisse in die klinische Anwendung zu übertragen, sich erfüllen wird, müssen künftige Untersuchungen zeigen.

Originalpublikation: IL-6 trans-signaling promotes pancreatitis-associated lung injury and lethality. J Clin Invest. 2013 Feb 15. doi:pii: 64931. 10.1172/JCI64931.
 

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