Simulator bereitet junge Ärzte auf Kathetereingriffe vor

Simulator bereitet junge Ärzte auf Kathetereingriffe vor

Die Eingriffe der interventionellen Radiologie setzen eine Menge Fingerspitzengefühl und viel Übung voraus. Um beispielsweise verschlossene Blutgefäße von innen zu öffnen oder Gefäße bei akuten Blutungen wieder zu verschließen, ist Millimeterarbeit erforderlich. In der Sektion für interventionelle Radiologie am Klinikum rechts der Isar üben Ärzte solche Eingriffe nun zunächst „trocken“, bevor sie das erste Mal einen Menschen aus Fleisch und Blut behandeln: Ein neuer Simulator ermöglicht Eingriffe unter absolut realen Bedingungen.

 

Neuer Simulator der interventionellen Radiologie

Die Sektion für Interventionelle Radiologie verfügt über die neueste Simulator-Generation für Kathetereingriffe
Foto: M. Stobrawe

Training unter realen Bedingungen

Konzentriert führt die junge Ärztin den dünnen Katheter Stück für Stück nach vorne. Exakte Bewegungen sind erforderlich, um den Draht durch die verzweigten Blutgefäße zu der deutlich erkennbaren Blutung zu schieben. Es bleibt nicht viel Zeit, um das Gefäß zu verschließen, denn der Blutverlust ist bereits groß und die Vitalparameter des Patienten werden schlechter. Die Ärztin hat einen solchen Eingriff noch nie gemacht: Da ist es gut, dass der erfahrene Chefarzt neben ihr steht – und noch besser, dass es kein echter Patient ist, den sie behandelt, sondern nur ein Simulator.

Mit der neuesten Generation dieses Geräts üben die Ärzte unter realen Bedingungen alle Varianten von Kathetereingriffen im Bereich der interventionellen Radiologie: Junge Ärzte machen die gängigen Standardeingriffe hier so lange „trocken“, bis sie die Technik sicher beherrschen. Und erfahrene Ärzte trainieren seltene Fälle oder besonders schwierige Eingriffe. Prof. Philipp Paprottka, Chefarzt der interventionellen Radiologie: „Die Ärzte können hier Eingriffe im Detail und ganz in Ruhe üben. So gewinnen sie enorm an Routine und Erfahrung – diese zusätzliche Sicherheit kommt dann natürlich in erster Linie unseren Patienten zugute.“

 

Fingerspitzengefühl erfordert Übung

Die nachgestellten Gefäßinterventionen, die am Simulator zu bewältigen sind, sind bis ins Detail der Realität nachempfunden. So kann der Arzt aus einer großen Vielfalt an Übungseingriffen wählen – von gängigen Gefäßöffnungen bis hin zu speziellen Eingriffen bei den unterschiedlichsten Erkrankungen, beispielsweise der Chemoembolisation eines Lebertumors oder der Behandlung eines Uterusmyoms. Das Gerät stellt dann diverse Informationen über den „Patienten“ zur Verfügung: Neben Geschlecht, Alter, Größe, Gewicht und akutem Zustand hat der Arzt auch dessen sich permanent verändernde Vitalparameter immer im Blick. Realistisch sei auch die Handhabung, so Prof. Paprottka: „Bewegt man den Führungsdraht oder Katheter innerhalb des Simulators, dann fühlt sich das auch für erfahrene Spezialisten an, als würde man einen echten Menschen behandeln.“ Wie bei einem richtigen Eingriff verfolgt der Arzt den Weg des Katheters auf dem Röntgen-Bildschirm. Sogar die Atembewegungen des simulierten Patienten werden von der Maschine lebensecht nachgestellt.

 

Simulator analysiert Verbesserungspotenzial

Ein besonderer Pluspunkt des Simulators folgt nach dem eigentlichen Training: Das Gerät wertet nun detailliert aus, was der Arzt gemacht hat: Wie lange haben die einzelnen Schritte gedauert, an welcher Stelle kann noch etwas verbessert werden, war die Behandlung erfolgreich? Prof. Paprottka: „Das Gerät macht keine echten Röntgenbilder. Aber es berechnet, welcher Röntgenstrahlung Patient und Arzt bei dem Eingriff genau ausgesetzt gewesen wären. Das ist auch für erfahrene Ärzte sehr interessant, denn so bekommt man ein noch besseres Gespür dafür, ob man wirklich immer optimal auf Strahlenschutz achtet.“

Die junge Ärztin konnte den Eingriff am Ende erfolgreich abschließen: Der Simulator meldet, dass die Blutung rechtzeitig gestillt werden konnte und es dem Patienten gut geht.

 

Beteiligte Fachbereiche und Kliniken: 
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